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Treue Freunde und der Papst selbst riechen dem Bischof zur
Rückkehr. Erzherzog Maximilian erlaubte ihm, zwei Kapuziner
klöster zu errichten, eines zu Meran, das andere zu Mals. Zu
Feldkirch hatte sich dieser Orden bereits angesiedelt: im Jahr nach
der großen Brunst (1604) wurde das Kloster gebaut und das
Jahr darauf die Kirche geweiht. Im Jahr 1610 kehrte Bischof
Johann nach Chur zurück, nicht ohne Gefahr; denn auf der «steig
schleuderte ein Prättigauer einen gewaltigen Stein gegen ihn, ein
anderer schlug mit einer Keule nach ihm. Um dieser Ursachen
willen wurden, wie erzählt, die Kriegsrüstungen in Vaduz und
Schellenberg und im Vorarlberg vorgenommen; aber zum Glück
blieb es blos bei den Rüstungen und der Friede wurde nicht weiter
gestört.
. Seit dem Jahre 1608 wiederholte sich das Gerücht, daß Graf
Karl Ludwig seine oberländischen Herrschaften zu veräußern gedenke,
worüber bei den Leuten zu Vaduz und am Eschncrberg große Un
ruhe war; denn die sulzische Herrschaft hatte gerecht gewaltet, die
Wohlfart befördert und der Leute sich stets mit Nachdruck ange
nommen. Sie übernahmen, um nicht von dieser Herrschaft zu
kommen, ein Kapital von 5000 fl. auf fünf Jahre zu verzinsen;
würde aber Graf Karl Ludwig mit dem Verkauf Ernst machen, so
soll der Zins von selbiger Stunde an todt und ab sein. Schon
1588 waren ihm Adam Schierser, Landammann zu Vaduz, Heinrich
Quaderer, Alt-Landammann, Joachim Quaderer, Adam Frick, Hans
Nutt; ferner Hans Oeri, Landammann am Eschncrberg, Jörg Graf,
Alt-Landammann und Bernhard Brendli auf Rofenberg Bürgen
für 2000 fl. Kapital und Zins. Graf Karl Ludwig und sein
Bruder Rudolph hatten sich über das väterliche Erbe so verglichen
(1602): Graf Rudolph soll Thengen, einige Höfe und Mühlen
daselbst und die Herrschaft Blumenegg erhalten; alles übrige, die
Landgrafschaft Kleggau, Vaduz und Schellenberg dem Grafen
Karl Ludwig zufallen, mit der Bedingung jedoch, daß er die
Schulden des Hauses, welche sich auf 315,000 fl. beliefen, übernehme.
Karl Ludwig hatte zur Gemahlin Katharina Dorothea, Gräfin
von Sayn, welche ihm die Herrschaften Montlar und Menzburg
im Lothringischen und Trier'schen zubrachte. Er beschloß daher,
Vaduz und Schellenberg zu veräußern und trug diese Herrschaften
dem Abt Bernhard II von St. Gallen an. Der Abt ging in das
Anerbieten ein und erwirkte von Rom die Ermächtigung, andere
Güter seines Stifts veräußern zu dürfen, um diese ihm wohlge
legenen Herrschaften am Rhein zu erwerben. Die Bevollmächtigten
des Abts und des Grafen Karl Ludwig hielten deßhalb eine Con-
ferenz zu Wil (9. Jänner 1612). Die Kaufsurkunde wurde ent
worfen und bedurfte nur der Unterschrift beider Contrahenten. Die
Kaufsumme war auf 207,000 fl. festgesezt, von denen 50,000
sogleich, nachdem der Abt Besiz ergriffen, erlegt werden sollten.