Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Beatus a Porta, zum Bischof; die Minderheit aber den Erzpriester 
Bartholomäus von Salis, der die erwähnten Bedingungen annahm 
und deßhalb dem Gotteshausbunde genehm war. Diese Doppel 
wahl führte Auftritte der gewaltthätigsten Art herbei. Die bischöf 
liche Wohnung wurde in Folge derselben großentheils niedergebrannt, 
Bartholomäus von seinem Anhang in die Kathedralkirche geleitet, 
auf den Hochaltar gesezt und als Bischof begrüßt. Aber Papst 
Pius IV bestätigte den Beatus a Porta und so wurden die Hoff 
nungen der Salischen Familie, eines ihrer Glieder mit der bischöf 
lichen Insel geschmückt zu sehen, zum andern Mal vereitelt. 
Unter Bischof Beatus (1565 — 1587) wurden die Gemeinden, 
welche dem alten Glauben treu geblieben, bestärkt, schwankende 
befestigt und abgefallene zurückgeführt. Dazu trugen bei der hl. 
Karl Borromäus, Erzbischof von Mailand, der selbst ermahnend 
und lehrend in Bünden erschien, der Abt von Disentis, Christian 
von Kastelberg, und andere fromme und erleuchtete Männer. Es 
that aber auch Noth, der Thätigkeit der Reformirten, ihren Glauben 
auszubreiten, durch Beispiel, Belehrung und bessern Schulunterricht 
entgegenzuwirken. Zur religiösen Parteiung inBünden gesellte sich noch 
die politische; es gab eine östreichisch-spanische und eine französische 
Partei; an der Spitze von jener stand Johann Planta von Cernez, 
Herr zu Räzüns, und von dieser Anton von Salis. Johann 
Planta ward durch eine päpstliche Bulle vom Jahr 1570 ermächtigt, 
alle in Bünden, Veltlin und Kläven eingezogenen Kirchengüter an 
sich zu nehmen und nach Belieben zu verleihen. Zuerst machte er 
damit im Veltlin einen Versuch; da aber derselbe großen Unwillen 
erregte, händigte er jene Bulle den Bundeshäuptern ein. Sie 
wurde für ungültig erklärt und Planta um 200 Kronen gestraft, 
deren Bezahlung er verweigerte. Die reformirten Prediger über- 
sezten die Bulle in die Landessprache und verbreiteten sie unter 
das Volk. Aufwiegler schürten das Feuer und dunkle Gerüchte: 
als stehe ein feindliches Heer an der Grenze, um die Bünde zu 
überziehen, brachte das getäuschte Volk in Waffen. So eilte man 
nach Chur, sezte ein Strafgericht nieder, das aller Fürbitten un 
geachtet Johann Planta zum Tode verurtheilte. Sein Haupt fiel 
1572, den 31. März. Darauf machten die Bünde das Gesez (1574): 
Streitigkeiten sollten nicht mit den Waffen, sondern mit dem Recht 
ausgemacht werden. Nur auf die Mahnung der Bundeshäupter 
soll das Volk zu den Waffen greifen. Wer ein Verbrechen gegen 
das Vaterland begehe, den soll die Obrigkeit, unter der er steht, 
und wenn es diese nicht thut, der Bund strafen. 
Um diese Zeit starb Graf Alwig (1572). Wilhelm war vor 
ihm gestorben (1569), ohne Erben zu hinterlassen. Alwig war 
vermählt mit der Gräfin Barbara von Helfenstein, welche ihm drei 
Söhne, Karl Ludwig, Rudolph und Christoph, und zwei Töchter 
gebar, welche den Klosterstand wählten. Da die Söhne minderjährig
	        

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