Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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abgebrochen Messer", in der Kirche soll er nicht vorne stehen, wo 
die Biederleute st'nd, sondern hinten. Acht angesehene Männer ver 
bürgten sich für sein künftiges Wohlverhalten. So wurde er in 
Freiheit gesezt. 
1516. Eberli Cunz, der Schneider von Balzers, hatte sich zu 
Ostern nach Empfang der hl. Sakramente in'ö Wirthshaus begeben 
und voll getrunken. Dafür kam er V/% Tag in's Gefängniß und 
schwur Urfehde. 
1524. Stephan Pfefferli von Schan hatte sich dem Spiele und 
Trunk über die Maßen ergeben. Dafür kam er drei Tage in's 
Gefängniß, schwur Urfehde und versprach: nicht mehr höher zu 
spielen, denn um 1 Heller, und zwar nur mit frommen und biedern 
Leuten, auch nicht zu einem Schlaftrunk oder Uerten Nachts zu 
gehen, ausgenommen an einem Sonntag, an einem Werktag nur, 
wenn eine Hochzeit wäre. — Er durfte übrigens keine andere Wehr 
tragen, als ein Waidmesser, auch nicht über Nacht aus der Herrschaft 
bleiben. 
1529. Hans Degen, genannt Rolldegen, von Eschen, kam in's 
Gefängniß wegen zu starken Wirthshausbesuchs. Er schwur Urfehde 
und versprach: nur an Feiertagen und bei Hochzeiten in's Wirthshaus 
zu gehen, auch wenn er nach Feldkirch gehe, nicht mehr als eine 
Maaß zu trinken. — Im gleichen Jahr entstand an Petri und 
Pauli Tag ein so schreckliches Hagelwetter, wie man seit Menschen 
gedenken nicht erlebte. Trauben und Reben wurden erschlagen, daß 
man junge pflanzen mußte. Bald brach eine große Theurung ein, 
die bis zum Jahr 1535 währte. 
Aus andern Urfehden ersieht man, daß Pfarrer und Kapläne 
bei Nacht überlaufen und mit Gewalt gezwungen wurden, lustigen 
Gesellen Wein, so viel sie wollten, zu verabreichen. Manche Geist 
liche hielten tapfer mit und ließen sich nicht lange zwingen. Ver 
dächtige Weibspersonen, die sich in Pfarrhöfen einzunisten suchten, 
wurden entfernt. Dennoch war bei großer Roheit in den Sitten 
ein lebhaftes Gefühl für Ehre, Recht und Freiheit vorherrschend. 
S. Graf Johann Ludwig von Sulz, Herr zu Vaduz re. 
1535 — 1556. 
Während in den Landschaften zu Vaduz und am Eschnerberg 
tiefer Frieden herrschte, erscholl aus der Nachbarschaft, aus dem 
Lande der drei Bünde, der Lärm der Faktionen, und aus dem 
deutschen Reiche der Ruf des Krieges. Kaiser Karl V hatte seine 
Kriege mit Frankreich beendigt und dachte nun auch daran, dem 
Reiche Frieden zu geben, das durch Religionsstreitigkeiten zerrissen 
war. Es konnte aber dies nur bewerkstelligt werden, wenn die 
Fürsten, zumal die protestantischen, zum Gehorsam unter den Kaiser
	        

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