Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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mußten zu ihnen schwören und zu den zwei Bünden, zum grauen 
und Gotteshaus-Bund. 
Die zwei Bünde und ein Theil der Eidgenossen zogen nach 
Maienfeld zurück, um dies Städtchen zu nehmen und den Rücken 
zu sichern. Sie legten sich also vor dasselbe und das Schloß. Als 
nun die Bürger und die Besatzung in der Stadt und im Schlosse 
sahen, daß ihnen kein Entsaz und Trost komme, ergaben sie sich an 
die Bünde und an die Eidgenossen: also kam Stadt und Schloß in 
die Gewalt derselben. Sigmund von Brandts war mit seinem 
Bruder auf dem Thurm der Burg, sah den Einbruch des Feindes 
„mit weinenden Augen, schwerem, gedrücktem Herzen und gab seine 
Angst und sein Herzeleid in lauten Klagen kund." Man nahm sie 
gefangen und führte sie nach Chur zu ihrem Bruder, dem Dom 
propst Johann; sie mußten aber schwören, ohne der Bünde und 
Eidgenossen Wissen Chur nicht zu verlassen. Die 4—500 Knechte 
(es waren Wallgauer, Bregenzerwälder und brandisische Leute) 
wurden getheilt; die eine Hälfte wurde in die Eidgenossenschaft, die 
andere in die zwei Bünde abgeführt. „Im Schloß Maienfeld (so 
erzählt eine handschriftliche Beschreibung dieses Kriegs im Archiv zu 
Chur) waren bei 22 Fuder Wein, Korn, Fleisch, Käse, Mehl und 
aller Speisen ein Vorrath, schöner Hausrath, Kleider, Kleinodien, 
Bettgewand, Harnisch und Waffen. Das alles ward in Kübeln, 
Gelten und Brenten hinausgetragen, verpraßt und weggeführt. 
Kisten und Tröge wurden mit Helleparten und Aerten aufgeschlagen; 
nichts blieb ganz, oder an seiner Stelle. Einer lief hin, der Andere 
her: Fenster, Gläser, Kessel, Häfen, Pfannen, alles, was man 
ziehen und tragen mochte, wurde weggerafft. Den Hausrath warf 
man zu den Fenstern hinaus in den Garten: da paßte jeder und 
fing auf, so viel er mochte. Viel kam über den Rhein von Haus 
rath und gutem Wein. Si rumten subep uf 
und that jeder sin Best's 
und ließen nichts in der Best. 
Der Keller ward zu einem Pferdestall und in der Kapelle blieb 
kein Nagel in der Wand. Im Städtlein verfuhren sie bescheidener, 
nur vier Bürger, die es mit Ludwig von Brandts gehalten, da 
runter Wolf Ort, der die Feinde nach Maienfeld geführt hatte, 
wurden mit dem Schwert gerichtet. Man nahm die Bürger und 
Landschaft in Eid und Pflicht und ließ eine Besatzung in dem 
Städtchen. So ging jeder heim 
und selten ging einer leer, 
er trug ein Hecheln oder Scheer, 
ein Hafen auf dem Rucken, 
unterm Kessel that er sich bucken. 
Kissen, Pfulfen auf Roß gebunden, 
Harnisch, was sie hatten funden, 
Degen, Spieß und Helleparte»,
	        

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