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Ueberfall aus der Steig und baten ihn rächen zu helfen. Die Auf
gebote aus dem Gotteshausbund und dem grauen Bund trafen in
Chur ein und es war mit den Eidgenossen, die im Sarganserland
und zu Azmos lagen, ein Kriegszug auf Montag vor Fastnacht
verabredet. Man wollte nämlich denselben Tag über die Lanquart
gen Malans und oberhalb Maienfeld gegen die Steig zu ziehen;
Dienstag alsdann wollten die Bündner von der Steig und die
Eidgenossen von Azmos her bei Balzers zusammentreffen. Die aus
dem Gotteshaus- und grauen Bund brachen diesem Plane gemäß
auf gen Malans, während etliche Eidgenossen (einige sagen 1000)
aus dem Sarganserland zu ihnen stießen. Die Bünde stunden
schon zu Malans, als Ludwig Brandis und die schwäbischen Haupt
leute noch im Schloß Maienfeld waren; da machten sich diese Herren
schnell auf ihre Pferde; in ihrem Geleite war Katharina, die Ge
mahlin Sigmund's von Brandis; die Kleider und Kleinodien wurden
ihr auf Wagen nachgesührt. Da die Leute aus dem Wallgau und
der Herrschaft von Brandis, die im Städtchen in Besatzung lagen,
sich wegen dieses Abzugs bei Hans von Königsegg beklagten, sprach
er zu ihnen: „Ich habe euch in einen rechten Nothstall gebracht;
ihr habt nun Gelegenheit zur Widervergeltung." Sigmund von
Brandis blieb mit seinem Bruder Thüring im Schlosse zu Maien
feld, Ludwig von Brandis aber, Hans von Königsegg, Jos Huntpiß,
Franz Schenk und Nick von Brandis machten sich davon. Gegen
Abend langten die Bünde auf der Steig an; die 200 Mann, welche
an der Letzi lagen, sezten sich zur Wehr, wurden aber bald über
mannt, vertrieben und liefen der Hauptmacht zu, die in Balzers
und weiter abwärts stand, nachdem sie 8 Mann verloren. Laut
der Verabredung, welche die Bünde mit den Eidgenossen getroffen
harten, sollten sie auf der Steig verbleiben und erst am folgenden
Tag gen Feldkirch hinabrücken. Sie aber, „ungemeistert Lüt," eilten
dem Feinde nach. Als sie in die Enge bei St. Katharinen-Brunnen
kamen, merkten sie einen Hinterhalt; sie zogen sich zurück, um sick-
besser zu ordnen, und griffen an. Sie erlegten bei 60 Mann: die
schwäbischen Bundsverwandten wichen auf Balzers zurück; die
Bünde rückten nach, trieben sie aus diesem Orte und verfolgten sie
über die Balzner-Wiesen hinaus bis an das Triesner-Holz. In
zwischen war die Nacht eingebrochen und die von den Bünden
zündeten ein Haus zu Balzers an, damit sie Freund und Feind
unterscheiden könnten. Auch fanden sie hier das Nachtmahl bereitet,
Brod, Fleisch, Wein „nach Lagers Nothdurft;" es war für die
Einheimischen bestimmt gewesen. Ulrich von Ramschwag feierte
nicht auf seiner Burg Gutenberg und schoß gar ernstlich ab derselben;
er that aber nicht viel Schaden, weil es dunkel war. Die Bünde
verloren 8 Mann und fanden sich nach und nach wieder aus der
” Letzi an der Steig ein. Etliche aus Schams und ab dem Heinzen
berg sammt einem Priester blieben zu Balzers über Nacht, aßen