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besonders den tirolischcn Haiiptlcuten zu und bewirkte einen Waffen
stillstand bis Maria Lichtmeß. Alle obwaltenden Streitigkeiten sollten,
dem Feldkircher-Vertrag gemäß, beigelegt und zu völliger Ausgleichung
der Sachen eine neue Tagsatzung auf St. Johann des Täuferstag
statt finden. Alle Punkte des Vergleichs waren so gestellt, daß sich
der Bischof von Chur ganz in die Arme des Kaisers warf; mehr
konnte billiger Weise nicht verlangt werden. Den Vertrag beschworen
Bischof Heinrich VI, Johann von Brandts, Dompropst, Konradin
von Marmels, der Bündner oberster Hauptmann; Leonhard von
Völs, Hauptmann an der Etsch und Burggraf zu Tirol, Sigmund
von Welsverg, Ritter und Feldhauptmann, Friedrich Heß, Land
richter zu Gries und Botzen, Paul Stickl, Richter zu Jmbst (2. Febr.).
Dem völligen Abschluß des Friedens fehlte nur die Bestätigung des
Kaisers, der sich damals in den Niederlanden befand. Die Truppen
zog man gegenseitig zurück; nur wenige Bündner blieben im Mün
sterthal und 400 Tiroler zu Glurns. Den kaiserlichen Räthen in
Constanz gab man sofort Nachricht von dem Abschluß des Waffen
stillstandes, worauf sie die Verordneten des schwäbischen Bundes
ebenfalls davon in Kenntniß sezten; diese, die den Sturm hatten
ergehen lassen, entließen die Aufgebote wieder. Bischof Heinrich
ritt mit den Seinen auf Fürstenburg, nachdem er dem obern Bund
für Lieferungen über den Albula mehr denn 100 fl. bezahlt hatte;
dies mußte er thun, wollte er anders in Ruhe und mit dem Leben
von ihnen kommen. Die Besatzung in Fürstenburg mußte abziehen,
weil sie und ihr Hauptmann mit dem Bischof uneins war. Der
Bischof blieb in Fürstenburg.
Ausbruch des Kriegs.
Der obere Bund hatte, weil der Krieg unvermeidlich schien, die
Eidgenossen von Uri gemahnt. Diese trafen nun zu Anfang des
Februars 600 Mann stark unter Heinrich Wolleb in Chur ein.
Die Churer thaten ihnen große Ehre an. Als sie in's Feld gegen
die Tiroler aufbrechen wollten, kam die Nachricht von dem abge
schlossenen Vertrag und Waffenstillstand. Die Schweizer, von den
Maßnahmen des schwäbischen Bundes unterrichtet, hatten ebenfalls
Gegenanstalten getroffen: der Abt von St. Gallen hielt seine Mann
schaft bereit, im Thurgau ward gestürmt. Die St. Galler und
Thurgauer besezten das Seeufer, Luzern, Schwyz und Unterwalden
das Rheinthal, die Glarner und Appenzeller besezten den Schollberg.
Dies alles geschah in den lezten Tagen des Januar. Die Glarner
und Appenzeller beschlossen, am 1. Hornung anzugreifen und gaben
dem Landvogt im Rheinthal Nachricht davon. Das Land war voll
Unruhe: unsichere Gerüchte wurden hin und her getragen. Zwei
Männer aus Bünden, hieß es, seien auf Gutenberg beim Ramschwag
gewesen, „der habe jedem 30 fl. versprochen, wenn sie die Blind'