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(27. August) 1497; die Eidgenossen zu Luzern (11. August): Zürich,
Bern, Luzern, Freiburg, Solothurn sollen ihre Büchsen rüsten;
Schwyz, Uri, Unterwalden und Zug ihr Geschüz in's Rhcinthal
und in's Sarga-nserland schicken. Der Abt von St. Gallen legte
80 Mann nach Rorschach, 85 nach Romanöhorn, 35 nach Steinach.
Inzwischen zeigten sich diese Rüstungen von beiden Seiten als vor
eilig, aber sie trugen dazu bei, dch Entzweiung und Erbitterung
gegenseitig zu nähren. Die leztere machte sich in Schmach- und
Schimpfreden und in Spottliedern Luft. Man war damals sehr-
empfindlich in solchen Dingen und ein einziges Schimpfwort konnte
Gemeinden und Landschaften gegen einander in Waffen bringen.
Das Benehmen der Schweizer gegen Kaiser und Reich, die Theil-
nahmlosigkeit, ja der Widerspruch gegen die Beschlüsse des Reichs
tags, welche die Wohlfahrt des Reiches, dessen Glieder sie waren,
bezweckten, mußte in den Augen der Deutschen auffallend erscheinen
und Unwillen erregen. Aber der Schweizcrbund ruhte auf einer-
andern Grundlage als der schwäbische, in jenem waren Alle: Reiche
und Arme, Edle und Unedle, Freie und Eigene; dieser war nur
ein Herren- und Städtebund, von dem die Landleute ausgeschlossen
waren. Beide Bünde, der schweizerische und schwäbische, waren
also in ihrem Ursprung und Grundsaz verschieden und so lag der
Zwiespalt schon im Innern, in der Natur und in dem Ziel beider
Bünde; daher bedurfte es nur eines kleinen Funkens, um einen
allgemeinen Brand zu erregen. Dieser kam von den Zerwürfnissen
zwischen dem Kaiser, als Grafen von Tirol, und dem Bischof von
Chur, Heinrich VI.
Die Mißhelligkeiten unter Bischof Ortlieb mit Tirol sind bereits
oben erzählt worden. Die Untcrengadiner gehörten nur in peinlichen
Sachen vor das Gericht zu Nauders. Kaspar von Maltiz, Pfleger
dasclbst, ließ gegen Herkommen und Recht die Untcrengadiner vor
sein Gericht laden in Sachen, die nicht vor seinen Stab gehörten.
.Der Hauptmann des Bischofs zu Fürstenburg protestirte gegen solches
Verfahren; die Untcrengadiner drohten mit Gewalt, wenn es nicht
abgestellt werde. Bischof Heinrich schickte den Vogt von Reams,
Benedikt Fontana, nach Fürstenburg, einen Mann voll Klugheit
und Mäßigung. Aber die Erbitterung zwischen den Engadinern
und Tirolern nahm auch hier zu, wie zwischen den Schwaben und
Schweizern. Der Bischof von Chur ließ es von seiner Seite an
nichts fehlen, um den Frieden zu erhalten; er schlug den Bischof
von Constanz zum Schiedsrichter vor; trug aber seinem Hauptmann
zu Fürstenburg auf, die Gotteshausleute im Engadin, Vintschgau
und Münsterthal zu den Waffen zu mahnen, um für alle Fälle
gerüstet zu sein. Der Bischof von Constanz erschien auf Fürstenburg
und beschied die Parteien vor sich. Die Tiroler behaupteten: die
Waldungen von Martinsbruck bis Pontalt, die Jagd auf Feder-
und Rothwild, die Gerichtsbarkeit bei Freveln, Blutschuld und