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Bon dem Grafen Georg von Werdenberg-Sargans wurde schon
manches berichtet: sein Bruder Wilhelm starb um 1468. So war
Georg alleiniger Herr. Er ließ sich 1475 mit Schloß Ortenstein, Land
und Leuten ob der Lanquart von Bischof Ortlieb zum Gotteshaus
mann annehmen und verkaufte später (1483) seine Stammherrschast
Sargans an die 7 alten Orte der Eidgenossen um 13,000 fl.,
nachdem er der Stadt noch ansehnliche Freiheiten verliehen hatte.
So besaß er nur noch Ortenstein und die Güter im Domleschg.
Er trat in die Dienste des Herzogs Sigmund, bei dem er bald in
große Gunst kam. Sigmund war ausschweifend und verschwenderisch
und immer geldbedürftig, daher kam das Gerücht: er wolle Tirol
um eine Million Gulden an Herzog Albrecht von Baiern veräußern,
der ohnehin Ansprüche an einige tirolische Orte machte und im
Begriff stand, sich mit Katharina, der Tochter Kaiser Friedrich's III
zu vermählen, die sich gerade an Sigmund's Hofe aufhielt. Der
Kaiser, der den Charakter seines Vetters kannte, suchte ihn zu be
wegen, daß er noch bei seinen Lebzeiten ihm, oder seinem Sohne
Marimilian, seine Länder abtrete. Diesem Plane trat Sigmund
entgegen, auf Anstiften seiner Räthe, insbesondere Georg's von
Werdenberg-Sargans. Noch andere Intriguen mischten sich in's
Spiel, wie sie an den Höfen nicht ungewöhnlich sind. Man ließ
auf den Kaiser den Verdacht fallen, als trachte er den Herzog
Sigmund heimlich aus dem Wege zu räumen. Um solcher Dinge
willen wurden die Räthe Sigmund's in die Acht erklärt und dar
unter vornehmlich Graf Georg von Werdenberg-Sargans und
Gaudenz Vogt von Mätsch, Graf von Kirchberg (1488). Mit
Herzog Sigmund söhnte sich Friedrich III aus; jener trat gegen eine
jährliche Rente von 52,000 fl. Tirol und seine andern Lande an
Marimilian den Sohn des Kaisers ab (1489). Graf Georg zog
sich nach Ortenstein zurück und suchte Hülfe bei den Eidgenossen.
Ortlieb's Nachfolger im Bisthum Chur, Heinrich von Hewen, be
lehnte ihn mit Rheinwald, Saßen, Tumils, Schalfick und Ortenstein
(1491); aber schon im folgenden Jahr verkaufte Graf Georg
Rheinwald und Safien an Jakob Trivulzio aus Mailand, welcher
bereits von dem Grafen Johann Peter von Sar zu Masor das
Thal Misor und Calanca durch Kauf an sich gebracht hatte (1481).
Misor und Soazzo wurden 1480 in den grauen Bund aufgenommen,
auch Trivulzio ließ sich in denselben aufnehmen (1496). Dem
Grafen Georg blieben Ortenstein und Tumils und er überließ
diese Güter seinem Schwiegervater, Eberhard Truchseß von Wald
burg. Wilhelm von Truchseß-Waldburg, Graf von Sonnenberg,
verkaufte später Ortenstein und Tumils an Ludwig Tschudi von
Glarus (1526).
Als der kaiserliche Rath Gossenbrod mit seiner Gemahlin im
Bade Pfäffers weilte (1498), wollte ihn Graf Georg gefangen
nehmen; denn der Kaiser hatte die über ihn ausgesprochene Acht