Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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bestätigte und auch dasjenige, über das Blut zu richten einräumte, 
dagegen die frühern Zugeständnisse zurücknahm (1489). Der Frei 
herr Ludwig von Brandis wurde beauftragt, im Namen des Kaisers 
wegen des Blutbanns die Stadt Chur in Pflicht und Gelübd zu 
nehmen. So scheiterte zwar der Versuch der Stadt Chur, die 
völlige Reichsfreiheit und das Gebiet der vier Dörfer zu erlangen; 
aber der Geist der Freiheit und Unabhängigkeit war unter ihren 
Bürgern zu mächtig erwacht, als daß sie sich mit dem Errungenen 
begnügen konnten. Bischof Ortlieb erweiterte die Besitzungen seines 
Hochstifts, im Jahr 1475 kaufte er von dem Grafen Georg von 
Werdenberg-Sargans die Herrschaft am Heinzenberg und 1483 von 
dem Grafen Johann Peter von Sar zu Masor die Herrschaften in 
der Grub, Cästris, Jlanz, Flims, ferner Lugnez und Vals und 
bestätigte diesen Landschaften ihre alten Gerechtsame und das Ver 
bleiben bei dem grauen Bunde. Er starb am 25. Juli 1491. 
Ulrich von Brandis nahm an allen Begebenheiten, welche Chur- 
rätien betrafen, thätigen Antheil; sein Name erscheint häufig in den 
Urkunden. Die Brüder Wilhelm und Georg von Werdenberg- 
Sargans verkauften ihre von den Grafen zu Vaduz ererbte Graf- 
! schast Sonnenberg im Wallgau an Eberhard Truchdeß zu Waldburg 
um 1"5,0ÖÖ fl. (1463). Kaiser Friedrich III belehnte ihn mit der 
selben und verlieh ihm den Grafentitel (1464). Zwischen Andreas, 
dem Sohne Eberhard's, und den Amtleuten des Herzogs Sigmund 
entstanden Streitigkeiten wegen Forstgerechtigkeit; denn der Herzog 
besaß Pludenz und Montafun. Bei einem solchen Anlaß erstach 
Graf Andreas den Forstmeister des Herzogs, worauf dieser die 
Grafschaft zu seinen Handen nehmen ließ. Die Burg Sonnenberg, 
welche widerstand, wurde eingenommen und verbrannt. Graf 
Andreas, welcher mit Schwyz, Uri, Unterwalden und Zug ein 
Landrecht hatte, rief die Eidgenossen um Hülfe an; auch bei den 
Bünden in Oberrätien machte die Sache Aufsehen. Der Krieg 
schien unvermeidlich; doch ward der Streit gütlich ausgetragen. 
Die Botschafter der Eidgenossen, der Bünde, und des Herzogs 
traten im März 1472 in Maienfeld zusammen. Bischof Ortlieb, 
der Abt von Pfäffers, die Gebrüder Wolfhard, Sigmund und 
Ulrich von Brandis waren ebenfalls anwesend. Es wurde ein 
Anstandöfrieden bis Pfingsten verabredet; während desselben sollen 
die Unterhandlungen zu Constanz fortgesezt werden. Dies geschah; 
die Sache wurde aber in Constanz nicht ausgemacht, sondern die 
Entscheidung dem Kaiser überlassen. Diese fiel dahin aus, daß 
Graf Andreas für die Grafschaft Sonnenberg und für seinen er 
littenen Schaden 35,000 fl. erhielt, Namen und Wappen der 
Grafschaft fortführen durfte. So kam Sonnenberg an Oestreich. 
Im Jahr 1475 traten die Gebrüder Wolfhard, Sigmund und Ulrich 
mit ihrer Herrschaft Maienfeld in ein Bündniß zu gegenseitigem 
Schuz mit dem Bischof Ortlieb, der Stadt Chur, dem Gotteshause,
	        

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