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einrückten, wich der Feind überall zurück, Wallenstadt und Schloß
Sargans blieben jedoch stark besezt. Die Eidgenossen lagerten in
Ragaz und thaten einen Streifzug in das Gebiet von Maienfeld,
welches dem Wolfhard von Brandis gehörte, wo sie raubten und
brannten. Die Maienfelder thaten einen Ausfall aus ihrem Städtchen,
als aber den Eidgenossen Verstärkung von Ragaz zukam, zogen sie
sich wieder hinter ihre Stadtmauern zurück. Nun galt es der
Landschaft Vaduz. Die Eidgenossen rückten bis Triefen, wo sie
zwei Tage blieben. Zu Vaduz, Schau und am Triesnerberg
stunden die Leute der Landschaft und der Zuzug aus dem Wallgau.
Von Zeit zu Zeit sandte man Reiter gen Triefen, um die Stellung
und Zahl der Eidgenossen auszukundschaften. So beobachtete man
sich gegenseitig: die Eidgenossen brachen endlich auf und zogen in
das Sarganserland zurück. Sie lagerten bei Mels. Das Kricgs-
volk aus unsern Gegenden folgte und lagerte bei Ragaz: es waren
die Leute aus den Herrschaften Vaduz, Schellenberg, Blumenegg,
Maienfeld, aus Feldkirch und aus dem Wallgau, 4—6000 Mann.
Hans von Rechberg, ein erfahrner Kriegsmann und grimmiger
Feind der Eidgenossen und Wolfhard von Brandis führten sie.
Sie gedachten am folgenden Tage die Eidgenossen bei Mels anzu
greifen; es war der Tag des heil. Fridolin, der 6. März 1446.
Diese wurden aber durch ihre Freunde, die sie in Ragaz hatten,
von dem Anzug der Feinde unterrichtet und entschlossen, statt sich
angreifen zu lassen, selber anzugreifen, rückten sie von Mels aus
und kamen mit Tagesanbruch, durch wegkundige Führer geleitet,
bei der St. Leonhard's Kapelle in der Nähe von Ragaz an. Ihre
Feinde hatten sich eben zum Morgenimbiß gesezt, als Hans von
Rechberg, der auf Kundschaft ausgeritten, die Nachricht von dem
Anzug der Eidgenossen brachte. Da stellte man das Kriegsvolk
alsobald in Schlachtordnung, so gut es Zeit und Umstände zuließen:
das Fußvolk kam auf die Flügel und war durch Geschüz gedeckt,
die Ritter und Reisigen kamen in die Mitte. Aber noch ehe die
Schlachtordnung geschlossen war, griffen die Eidgenossen an. Das
brandisische Geschüz brannte los und die Ritter und Reisigen warfen
sich ihnen entgegen, konnten aber ihre Ordnung nicht durchbrechen.
Da wich der Adel und wandte sich zur Flucht. Die Eidgenossen
drangen ihm nach und warfen sich auf das Fußvolk. Als dies
die Flucht der Ritter sah, wankte die Ordnung und bald eilte Alles
dem Rhein zu. Da wurden Viele erschlagen, Viele ertranken im
Rhein. Wolfhard von Brandis verlor sein Panner, auch Graf
Heinrich von Montfort-Tettnang zu Werdenberg. Feldkirch betrauerte
den Verlust von 42 Bürgern und sah die Andern ohne Panner
heimkehren. Im brandisischen Lande und im Wallgau war große
Trauer über den Verlust so vieler biederen Leute. Die Eidgenossen
sangen dem Brandis zu: