253
Der „fromme" Graf vergoß Thränen, als er die Eidgenossen be
grüßte. Der Einzug in Sargans geschah gemeinschaftlich. Alle
Gemeinden unterwarfen sich ihrem Herrn wieder, schwuren ihr
Bürgerrecht mit Zürich und alle andern gemachten Bündnisse ab
und erstatteten der Herrschaft alles veräußerte Gut und alle rück
ständigen Zinse und Gefälle. Die Leute, welche zu den Vesten
Freudenberg und Nidberg gehörten, traten in ihr altes Verhältniß
zu Oestreich zurück. Peter Waibel Bat fußfällig um Gnade und
erhielt sie. So ward der Kriegslärm in unserer Gegend auf eine
Zeitlang gestillt.
Troz aller Vermittlungs- und Versöhnungsversuche war der
Krieg zwischen Zürich und Schwyz und den Helfern des leztern
zum Ausbruch gekommen und nahm für die stolze und mächtige
Stadt keine glückliche Wendung. In dieser Lage sezte sie ihre Hoff
nung auf Oestreich, das sie vor Kurzem noch voll Uebermuth mit
Krieg überzogen hatte, unterhandelte insgeheim mit Kaiser Friedrich III
und bot die Abtretung von Kiburg an. Wirklich kam ein Bündniß
zwischen Zürich und Oestreich zu' Stande (1442). Eine neue Eid
genossenschaft bildete sich; zu derselben sollten alle östreichischen
Herrschaften und Lande diesseits des Rheins nebst Vorarlberg ge
hören, deßgleichen die Bisthümer Chur und Constanz und die Abtei
St. Gallen und Zürich in derselben den Vorsiz führen. Kaiser
Friedrich kam selbst nach Zürich, besuchte die Städte und Land
schaften, welche vormals zu Oestreich gehört hatten und ihm zur
Zeit des Concils von Constanz entrissen worden waren. Die Ge- ,
legenheit schien günstig für den Kaiser, das Verlorne wieder zu
gewinnen. Auch in Feldkirch erschien derselbe. Durch jenen ver
zweifelten Schritt aber kam Zürich in Zerwürfniß mit allen Eid
genossen, mit denen es ein älteres Bündniß hatte, und da es von
dem östreichischen Bunde nicht abließ, so erklärten sie ihm und
Oestreich den Krieg. So erwuchs aus dem Streit zwischen Zürich
und Schwyz wegen des Toggenburgischen Erbes ein weitaussehender
Krieg: die Eidgenossen, welche um Schwyz sich schaarten, bekamen
von da an den Namen „Schweizer." Das Glück verließ die Zürcher;
am Hirzel und bei St. Jakob an der Sihl wurden sie geschlagen,
ihr Gebiet verwüstet, die östreichische Stadt Rapperschwil belagert.
Mit Mühe brachte Bischof Heinrich von Constanz, Verweser des
Bisthums Chur, einen Anstandsfrieden bis Georgi 1444 zu wege.
Wolfhard von Brandis kam theils in seiner Eigenschaft als
östreichischer Vogt zu Feldkirch, das im Bunde mit Zürich war,
theils als Landsmann zu Schwyz und Glarus und Bürger von
Bern in eine sehr heikle Stellung. Schwyz und Glarus nahmen
Freudenberg und Nidberg, als östreichisches Eigenthum, zu ihren
Handen (1444). Wolfhard von Brandis aber, dem jene Herr
schaften auf drei Jahre von Oestreich verpfändet waren, bot Recht
dar auf die Stadt Bern und gemeine Eidgenossen. Da ließen ihm