Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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abgesezt und am 11. November 1417 ein neuer Papst gewählt, 
Martin V, und so die Kirchenspaltung gehoben. Nicht so glücklich 
ging es in Bezug auf die Kirchenverbesserung oder die Reformation 
in Haupt und Gliedern. Am eifrigsten drang hierauf die deutsche 
Nation; der Papst schloß aber mit den einzelnen Nationen Der- 
träge, wodurch den dringendsten Beschwerden abgeholfen werden 
sollte; zu einem gemeinsamen Beschlusse aller Nationen über den 
Punkt der Kirchenverbesserung kam es nicht. 
Die Ketzerei, mit deren Ausrottung die Kirchenversammlung sich 
ebenfalls beschäftigte, wurzelte vorzüglich in Böhmen. Seit 1348 
blühte eine hohe Schule in Prag und bald wurden auch solche zu 
Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt, Würzburg und Leipzig errichtet. 
Großer Eifer für Bildung, für das Studium der alten Sprachen 
erwachte in Deutschland und in alle Gebiete des Wissens drang 
der kühne Geist der Forscher; die Klosterschulen waren längst her 
untergekommen. Die Universitäten oder hohen Schulen wurden 
nun die Pflanzschulen der neuen Bildung, die sich Bahn brach, sie 
hatten eine freiere Einrichtung als die früheren Schulen; die Frei- 
beit, gegenüber dem alten geistigen Druck, erhielt kräftige Vertreter 
und es bereitete sich eine neue Zeit vor. An der Universität zu 
Prag lehrte Johann Huß; er war auch Prediger daselbst und 
Beichtvater der Königin Sophie. Seine Strafreden richtete er 
vorzüglich gegen die Geistlichkeit, weßhalb sie ihn bei König Wences- 
laus verklagte. Dieser aber, der damals mit der Geistlichkeit nicht 
gerade im besten Vernehmen stand, gab zur Antwort: „So lange 
der Meister Huß gegen uns Laien predigte, habt ihr geschwiegen 
und euch gefreut; sezt ist die Reihe an euch gekommen, so mögt 
ihr nun auch zufrieden sein." Johannes Huß wurde durch die 
Schriften eines Engländers, genannt Johann Wicliffe, in seinen 
Ansichten bestärkt, griff die Ablaßprediger an, welche im Jahr 1403 
in Böhmen erschienen, und bestritt die päpstliche Befugniß zu solchem 
Handel. Der Erzbischof von Prag ließ die Schriften des Johann 
Wicliffe verdammen und bedrohte jeden mit dem Scheiterhaufen, 
der sie verbreiten würde. Der weltliche Arm jedoch schüzte den 
Johannes Huß. Nun wurde die Sache Papst Johann XXIII be 
richtet und dieser beschied ihn zur Verantwortung nach Rom. Die 
Universität und der Adel verwendete sich aber mit Erfolg für Jo 
hannes Huß; das Volk lief ihm zu. Er griff den Ablaß auf's 
Neue an und seine Schüler verbrannten eine päpstliche Ablaßbulle. 
Da belegte der hl. Vater den kühnen Prediger mit dem 'Banne 
und alle Orte, an denen er sich aufhalten würde, mit dem Inter 
dikt. Nun verließ Johannes Huß die Stadt Prag, fand Schuz 
bei einem Edelmann, seinem Gutsherrn, verbreitete seine Lehre 
durch Predigt und Schriften und fand großen Anhang. Er billigte 
auch die Gestattung des Kelchs beim Abendmal für die Laien. So 
ward er vor die Kirchenversammlung nach Constanz geladen, wo
	        

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