Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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mannes mächtig erwacht war und es nur eines Anlasses bedurfte, 
ibm Luft zu machen. Diesen gab der Appenzeller-Krieg. 
Anfang des Appenzeller-Kriegs. 
In dem Lande Appenzell wohnten Reichsleute, Leute des Abts 
von St. Gallen und vieler Edeln. Die Reichsländlein von Appen 
zell, Huntwil, Urnäsch, Gais und Teufen verbanden sich mit St. 
Gallen und den Reichsstädten in Schwaben und erhielten das Recht, 
ihre Obrigkeit selbst zu wählen (1378). Die Aebte von St. Gallen 
waren zwar Landherren über das ganze Appenzellerland, aber die 
Leute in demselben, welche zum hl. römischen Reiche gehörten, ge 
nossen größere Freiheiten als die Leute des Abts und der Edeln. 
Als Kuno von Stoffeln Abt wurde (1397), beschloß er, die Herr- 
schastsgefälle mit größerer Strenge einzutreiben. Alsbald klagten 
die Landleutc über vielfachen Druck und weigerten sich, dem Abt 
zu huldigen, ungeachtet sie der Spruch der Städte, au welche sich 
dieser wandte, dazu anhielt. Vorzüglich waren es die Angehörigen 
des Reiches, welche ihre erworbenen Rechte und Freiheiten nicht 
ausgeben und Unterthanen des Abts werden wollten. Abt Kuno 
stüzte sich auf Hülfe von Oestreich; allein die Strenge, welche er 
in Aussicht auf dieselbe walten ließ, erbitterte die Gemüther der 
Landleute immer mehr: sie verjagten seine Amtleute und schloffen 
einen Bund mit der Stadt St. Gallen; es waren die Gemeinden 
Appenzell, Huntwil, Urnäsch, Trogen, Speicher, Teufen und Gais 
(1401); die Leute aus andern Gemeinden traten jenem Bunde bei 
und bald kam es zu Thätlichkeiten. Die Veste Helfenstein wurde 
von den Appenzellern erobert, Klanr belagert. Da' erschienen die 
Städte um den Bodensee zur Vermittlung: Sie sprachen dem Abt 
das Recht zu, seine Amtleute nach Belieben wählen zu dürfen, doch 
sollen es im Lande ansäßige Leute sein; die Steuern sollten die 
Appenzeller dem Abte, wie bisher, entrichten. Auch über freien 
Abzug, über Lehen, Fall und Geläß und ähnliche Beschwerden der 
selben wurde entschieden; aber auf eine Weise, die ihnen nicht ge 
nehm war. Sie ließen sich zwar den Vergleich gefallen; aber der 
Unmuth nahm zu, als sich einzelne Edelleute Mißhandlungen gegen 
die Appenzeller erlaubten, und führte zu einem neuen Ausbruch 
der Feindseligkeiten. Das Volk zerstörte die verhaßten Burgen. 
Nochmals vermittelten die Städte, aber der Spruch derselben, daß 
der Bund der Appenzeller mit St. Gallen, überhaupt alle ihre ge 
schlossenen Bündnisse, todt und ab sein sollten, widrigenfalls weder 
St. Gallen, noch die andern Reichsstädte ihnen Hülfe leisten 
würden, erschien ihnen unbillig (1402) und sie nahmen ihn nicht 
an. Die Appenzeller wandten sich nun an Schwyz und erhielten 
von daher Männer, welche tüchtig waren, ihre Angelegenheiten zu 
Hause und im Felde zu leiten; auch nahmen sie eine Anzahl Schwyzer
	        

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