214
mannes mächtig erwacht war und es nur eines Anlasses bedurfte,
ibm Luft zu machen. Diesen gab der Appenzeller-Krieg.
Anfang des Appenzeller-Kriegs.
In dem Lande Appenzell wohnten Reichsleute, Leute des Abts
von St. Gallen und vieler Edeln. Die Reichsländlein von Appen
zell, Huntwil, Urnäsch, Gais und Teufen verbanden sich mit St.
Gallen und den Reichsstädten in Schwaben und erhielten das Recht,
ihre Obrigkeit selbst zu wählen (1378). Die Aebte von St. Gallen
waren zwar Landherren über das ganze Appenzellerland, aber die
Leute in demselben, welche zum hl. römischen Reiche gehörten, ge
nossen größere Freiheiten als die Leute des Abts und der Edeln.
Als Kuno von Stoffeln Abt wurde (1397), beschloß er, die Herr-
schastsgefälle mit größerer Strenge einzutreiben. Alsbald klagten
die Landleutc über vielfachen Druck und weigerten sich, dem Abt
zu huldigen, ungeachtet sie der Spruch der Städte, au welche sich
dieser wandte, dazu anhielt. Vorzüglich waren es die Angehörigen
des Reiches, welche ihre erworbenen Rechte und Freiheiten nicht
ausgeben und Unterthanen des Abts werden wollten. Abt Kuno
stüzte sich auf Hülfe von Oestreich; allein die Strenge, welche er
in Aussicht auf dieselbe walten ließ, erbitterte die Gemüther der
Landleute immer mehr: sie verjagten seine Amtleute und schloffen
einen Bund mit der Stadt St. Gallen; es waren die Gemeinden
Appenzell, Huntwil, Urnäsch, Trogen, Speicher, Teufen und Gais
(1401); die Leute aus andern Gemeinden traten jenem Bunde bei
und bald kam es zu Thätlichkeiten. Die Veste Helfenstein wurde
von den Appenzellern erobert, Klanr belagert. Da' erschienen die
Städte um den Bodensee zur Vermittlung: Sie sprachen dem Abt
das Recht zu, seine Amtleute nach Belieben wählen zu dürfen, doch
sollen es im Lande ansäßige Leute sein; die Steuern sollten die
Appenzeller dem Abte, wie bisher, entrichten. Auch über freien
Abzug, über Lehen, Fall und Geläß und ähnliche Beschwerden der
selben wurde entschieden; aber auf eine Weise, die ihnen nicht ge
nehm war. Sie ließen sich zwar den Vergleich gefallen; aber der
Unmuth nahm zu, als sich einzelne Edelleute Mißhandlungen gegen
die Appenzeller erlaubten, und führte zu einem neuen Ausbruch
der Feindseligkeiten. Das Volk zerstörte die verhaßten Burgen.
Nochmals vermittelten die Städte, aber der Spruch derselben, daß
der Bund der Appenzeller mit St. Gallen, überhaupt alle ihre ge
schlossenen Bündnisse, todt und ab sein sollten, widrigenfalls weder
St. Gallen, noch die andern Reichsstädte ihnen Hülfe leisten
würden, erschien ihnen unbillig (1402) und sie nahmen ihn nicht
an. Die Appenzeller wandten sich nun an Schwyz und erhielten
von daher Männer, welche tüchtig waren, ihre Angelegenheiten zu
Hause und im Felde zu leiten; auch nahmen sie eine Anzahl Schwyzer