Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

blieben blos ihre oberrätischen Besitzungen, da Sargans verpfändet 
war. Neben Oestreich war damals in unserer Nachbarschaft am 
mächtigsten Graf Friedrich von Toggenburg. An diesen, so wie an 
Oestreich hielt sich Wolfhard von Brandts; seine Gemahlin Verena 
war eine Stiefschwester des Grafen Friedrich und eine Tochter 
des Grafen Heinrich von Werdenberg-Sargans-Vaduz. Er war 
für jene Zeiten ein mächtiger Landesherr; denn neben seiner Stamm 
herrschaft Brandts, neben Weißenburg und Erlenbach und neben 
dem Antheil an Diemtigen und Wimmis besaß er in Chur-Rätien 
Vaduz, Schellenberg, Blumenegg und erwarb später Maienfeld. 
Auch war er Bürger zu Bern; aber das freie Wesen der Berner 
gefiel diesem adelstolzen Geschlechte nicht, das sich von jeher mit 
den ersten und vornehmsten Adelsfamilien zu verbinden suchte. Die 
Doppelstcllung, in welche die Herren von Brandts dadurch kamen, 
daß sie einerseits das Bürgerrecht mit Bern beibehielten und sich 
später in das Landrccht von Schwyz und Glarus aufnehmen ließen, 
und andrerseits in den schwäbischen Adelsbund traten und sich immer 
enger an Oestreich anschlossen, wurde ihnen und ihren Besitzungen 
höchst nachtheilig. Uebrigens erlosch das Geschlecht der Herren von 
Brandts schon mit Wolfhard's Enkeln. Die Sage schreibt das frühe 
Erlöschen desselben, wie sein Wegziehen von seiner Stammburg, einem 
Fluche zu, den ein Familienvater, der durch die Härte eines Herrn 
von Brandts zur Verzweiflung gebracht wurde, über dies Geschlecht 
aussprach. Als gerade Thauwetter einbrach und die Wasser an 
schwollen, fiel es einem Herrn von Brandis ein, durch eine Jagd 
sich zu belustigen und er bot seine Leute dazu auf, darunter den 
Herrschaftsmüller, dem seine Frau gerade ein Knablein geboren 
hatte. Dem Müllerhaus drohte vom Wasser die meiste Gefahr; 
der bekümmerte Vater bat dringend, ihn vom Jagddienst unter 
diesen Umständen zu befreien. Umsonst; unerbittlich blieb der Herr. 
Als der Mann von der Jagd zurückkehrte, und von der Anhöhe 
ob seiner Mühle das Haus fortgeschwemmt und Weib und Kind 
in den Fluthen rettungslos verloren sah, fiel er in Verzweiflung und 
unter schrecklichen Verwünschungen übergab auch er sich dein Wasser, 
das ihm das Theuerste auf Erden genommen hatte. Von Stund 
an floh die Ruhe aus der Burg Brandis und die Herren zogeir 
hinweg aus dem Emmenthal nach Chur-Rätien und nahmen zuerst 
ihren Siz auf den Burgen zu Blumenegg und Vaduz. 
K. Wolfhard I, Freiherr von Brandis. 
1400 — 1436. 
Vaduz hatte Wolfhard nur als Pfandschaft inne, Blumenegg 
dagegen und später Schcllenberg durch Kauf. Er konnte sich bald 
überzeugen, daß auch in diesen Gegenden der Freiheitssinn des Land-
	        

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