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Straßberg heirathe, ihnen mit Wollhausen, Kapfenberg und den
übrigen Vesten und Gütern der Margaretha jederzeit gewärtig sein
wolle, aber nicht zur Ausführung seines Vorhabens gelangen
konnte. Thüring von Brandis mischte sich zu Gunsten seines
Schwagers, des Freiherrn Anton von Thurm zu Gestelenburg,
in die Walliser-Angelegenheiten. Es hatte dieser nämlich den Bi
schof von Sitten, Guiscard von Raron, überfallen und ermorden
lassen. Das ergrimmte Volk griff darauf zu den Waffen; der
Freiherr Anton rief den Adel zu seinem Schutze auf. Aber die
Bauern siegten, brachen die Burgen, weicheren Mördern des Bischofs
gehörten. Thüring von Brandis zog mit den Leuten aus seinen
Herrschaften über den Berg Ravil, schlug sich mit den Walliser-
Bauern, ward aber besiegt, gefangen und enthauptet (1376). Er
hinterließ eine einzige Tochter, Anna, welche jung und unvermählt
starb. Die Weißenburgischen Herrschaften kamen nun an seine
Geschwister, an Mangold, den Abt in Reichenau und an Agnes,
die Gemahlin Johann Mönchs von Mönchenstein. Mangold war
ein harter Mann. Es geschah einst, daß seine Leute einem Fischer
von Petershausen bei Constanz die Augen ausstachen. Die Bürger
dieser Stadt vergalten die grausame That durch einen Einfall auf
die Insel Reichenau, wo sie großen Schaden verübten. Da ließ
der Abt Mangold fünf Constanzische Fischer bei Nachtzeit fangen
und vor sich bringen, und drückte ihnen mit eigener Hand die
Augen aus. Also geblendet sandte er sie nach Constanz zurück.
Seitdem war bittere Feindschaft zwischen Constanz und Reichenau.
Sechszehn Bürger von Constanz ritten einst nach Zürich auf die
Fastnacht. Da begegsiete ihnen Wolfhard von Brandis, des Abtes
Bruder, mit 24 Reisigen und fiel sogleich über sie her. Die Bür
ger aber erschlugen ihn, machten mehrere aus seinem Gefolge zu
Gefangenen; die andern entflohen.
Thüring, der Gemahl der Katharina von Weißenburg, hatte
noch zwei Brüder, Wolfhard und Heinrich. Der leztere wählte
den geistlichen Stand, wurde Abt in Einsiedeln (1349) und Bischof
von Constanz (von 1358 — 1383). Wolfhard erhielt von seinem
Bruder Thüring die Stammherrschaft Brandis durch Kauf (1367)
und später auch den Antheil Mangold's an den Weißenburgischcn
Gütern (1377). Er war mit seiner Veste und Herrschaft Brandis
und all seinen Leuten in's Bürgerrecht mit Bern getreten (1355).
Thüring von Brandis hatte den Bernern im Jahr 1383 Mülinen,
Rüdli und Mengi, die Flecken, und den Kirchensaz zu Eschi um
3723 fl. verkauft. Der Abt Mangold war nicht nur tief verschuldet,
seine Amtleute drückten auch, dem Charakter ihres Herrn getreu, die
Simmenthaler auf eine Weise, wie sie es nicht gewohnt waren.
Um solcher willkürlichen Behandlung zu begegnen, nahmen sie
wiederholt Zuflucht zu den Waffen. Der Abt ließ es sich eine
große Summe Geldes kosten, um den bischöflichen Stuhl von