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jenes Bündnisses dem Herzog Ernst mit den genannten Vesten ge
wärtig zu sein. Im folgenden Jahr (1416) verkaufte Bischof
Hartmann Wolfhard von Brandts dem Aeltern, den Eschnerberg
mit Leuten, Gütern, Zöllen, Gerichten, Zwingen und Bannen für
4000 Goldgulden; bald darauf starb er auf der Veste Sonnenberg
(17. September 1416). Seine Leiche ward nach Chur abgeführt und
daselbst feierlich beigesezt. Er war der lezte männliche Sprößling
von der Linie der Grafen von Werdenberg-SarganS zu Vaduz.
S. Zustand der Landschaften Vaduz und Schellenberg.
Wie aus der Gesammtlandschaft von Unterrätien sich Vaduz
und Schelleuberg zu selbständigen Herrschaften herausgebildet haben,
ist in den vorangehenden Blättern beschrieben worden; eben so, daß
das Geschlecht der Grafen von Montfort über ganz Unterrätien
mit Ausnahme dessen, was einige Landherren und Gotteshäuser
besaßen, einst geboten, sich aber durch Familienkriege, fortgesezte
Theilungen und Zersplitterungen in viele Linien gerade zu der Zeit
geschwächt habe, als das habsburgische Haus zur Macht gelangte,
Tirol erwarb und auch diesseits des Arlbergs festen Fuß zu fassen
begann. Nichts half Hartmann II der Eifer für die Aufrechthaltung
der Ehre und Macht seines Stammes, nichts feine Tapferkeit und
fein ritterlicher Sinn, nichts die Einsicht in die Ursachen, die den
Untergang seines Geschlechts herbeiführten; noch ehe sein stets un
ruhiges, in Fehden ergrautes Haupt sich in's Grab senkte, war
sein ganzes väterliches Erbgut verpfändet und seinen rechtmäßigen
Erben,, den Grafen von Werdenberg-Sargans, entzogen.
Mehr als zweihundert Jahre herrschte das Montfortische Ge
schlecht über Vaduz und Schellenberg, zuerst die Montforte rother
Fahne gegen 50 Jahre, dann die Montfort-Werdenberg schwarzer
Fahne gegen 30 Jahre, hierauf die Montfort-Werdenberg-Sargans
weißer Fahne gegen 68 Jahre, endlich ein Zweig der leztern, der
sich von Vaduz nannte, gegen 88 Jahre. Nur zu oft erscholl
während dieser langen Zeit der wilde Ruf der Fehden durch das
sonst friedliche Thal der Landschaft Vaduz und an den Hügeln des
Eschnerbergs, verkümmerte dem Landmann die Früchte seines Fleißes
und stürzte die Herren immer tiefer in Schulden. Alles zeigte an,
daß das Ritter- und Herrenwesen in seiner alten Gestalt nicht mehr
bestehen konnte. Der Dienst zu Roß war zu kostspielig und die Kriege
mit den Eidgenossen hatten gelehrt, was ein muthiges, gut ge
führtes Fußvolk gegen die adelichen, geharnischten Krieger zu Roß
vermöge. Die Erfindung des Schießpulvers, welche in diese Zeit
fällt, und die allmälige Anwendung desselben veränderte die Art
der Kriegführung. Manche Landherren in Oberrätien, die Acbte von
Disentis, die Freiherren von Räzüns, die Grafen von Sar zu Masor,