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Böhmen, im Unfrieden, weil sie durch ihn nicht Mutter werden
könne und verlangte Scheidung. Dem Kaiser war dies sehr er
wünscht, da sein Sohn Ludwig, Markgraf von Brandenburg, gerade
Witwer war und Margaretha ihm ihre Hand versprach. Ohne
Verzug wurde unter Vermittlung des Kaisers durch ein förmliches
Gericht die Scheidung ausgesprochen und die Erlaubniß zu neuer
Ehe ertheilt. Markgraf Ludwig vermählte sich mit Margaretha und
die Vermählung ward mit aller Pracht auf dem Schloß zu Tirol
gefeiert; der Kaiser belehnte ihn nicht blos mit Tirol, sondern auch
mit Kärnthen (1342). Auf solche Weise verlezte der Kaiser die
Kirche, welche allein über die Auflösung der Ehen zu entscheiden
hat, die Böhmen und die Herzoge von Oestreich. Böhmen und
Oestreich vereinigten sich nun gegen den Kaiser. Markgraf Karl
von Mähren, Bruder Heinrich's, der aus Tirol vertrieben worden,
warb Anhänger und Helfer. Er wandte sich auch an den Grafen
Hartmann zu Vaduz, und den Grafen Rudolph von Montfort-
Feldkirch, schloß Verträge mit ihnen und sie versprachen ihm mit
24 Helmen und 200 Mann zu Fuß zu helfen. Der Zug aber
unterblieb, weil Herzog Albrecht von Oestreich erst dann zu den
Waffen greifen wollte, wenn er vom Kaiser angegriffen würde. »
Jene Ehescheidung aber und das voreilige Haschen nach Tirol
brachte dem Kaiser keine guten Früchte. Papst Clemens V, der
Nachfolger Benedikt's XU, lud ihn zu unbedingter, persönlicher Un
terwerfung nach Avignon und -dachte bereits daran, ihm einen
Gegenkönig zu erwecken. Ludwig schickte eine von ihm unterzeichnete,
unbedingte Unterwerfung nach Avignon; allein der Papst, damit
nicht zufrieden, verlangte Widerruf aller vom Kaiser erlassenen
Verfügungen. Der Reichstag zu Frankfurt, welchem diese Sache
vorgelegt wurde, fand die Forderungen des heil. Vaters der Ehre
des Reiches zuwider (1344). Der Kaiser verschaffte noch seinen
Söhnen erster Ehe Holland, Seeland, Friesland und Hennegau
nach dem Tode des lezten Grafen, der sein Schwager war (1345).
Der Papst aber erließ eine neue Bannbulle, erklärte den Kaiser-
Ludwig für recht- und ehrlos, versagte ihm, wenn er sterbe, ein
Grab in geweihter Erde, goß furchtbare Verwünschungen über ihn
aus und brachte es dahin, daß fünf Churfürsten zusammentraten
und den Markgrafen Karl von Mähren zum König erwählten
(11. Juli 1346). Die Reichsstädte hingen treu an Kaiser Ludwig;
ein plözlicher Tod jedoch entzog ihn weitern Verfolgungen (11. Ok
tober 1347).
Auch Bischof Ulrich von Chur verließ die Partei des Kaisers,
da Papst Clemens mit solchem Nachdruck gegen denselben auftrat;
er hatte übrigens noch andere Gründe zu dieser Sinnesänderung.
Der neue Graf von Tirol gefährdete die Besitzungen der Churer-
kirche: daher verband sich Bischof Ulrich, ein entschlossener und krie
gerischer Mann, mit Herzog Albrecht von Oestreich und mit dem