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Zwischen Vaduz und Schau aus einem vorspringenden Felsenhügel
im Walde lag die Burg Schalun, die nun in Trümmern zerfallen
ist. Sie hütete den Weg, der von Schan auf Profatschcng, den
Triesnerbcrg und über den Gulmen in die Alpen führt, so wie die
Landstraße nach Chur. Weder die Zeit ihrer Erbauung, noch Zer
störung ist bekannt. Nur einen Besitzer derselben kennen wir ur
kundlich, Udalrich von Schalun, der im Jahr 1237 Zeuge war,
da Walter von Vatz mit seinem gleichnamigen Sohne und seinem
Neffen Marquard Güter zu Paspels und den Hof Multzain in
Obervatz dem Kloster Churwalden vergabte. Der Burg Schalun
geschieht sonst nie mehr Erwähnung; ihre Zerstörung muß in sehr
frühe Zeiten fallen. Auf Profatscheng wohnte der Sage nach ein
wildes Männlein, welches den Landleuten das Vieh hütete. Da
cs ganz nackt war, hatten die Leute Mitleid mit ihm, zumal in
Winterszeit, und verehrten ihm ein Kleid. Aber das Männlein
gab den guten Leuten zur Antwort: „Wilde Ma, chleid nit lida
cha" (Ein Wilder Mann, ein Kleid nicht leiden kann) und begab
sich hinweg. Niemand hat es seitdem mehr gesehen.
Schan (Scana, Scanowa), die bedeutendste Gemeinde in der
Grafschaft, wird zuerst im oben erwähnten Zinsrodel des Bisthums
Chur genannt. Es war auch hier ein königlicher Hof; 100 Juchart
Ackerland und Wiesland, daß es 300 Fuder Heu gab, gehörten dazu,
ferner 14 Mausen, die Kirche mit dem Zehnten, ein guter Wald,
2 Alpen, 1 Mühle und die Fähre über den Rhein. Von diesem
Hofe hatte Saro 4 Juchart Ackerland und Wiesland zu 80 Fudern
Heu; Augustus 5 Juchart Ackerland, an Wiesland zu 7 Fudern;
Ursicinus 1 Juchart Ackerland, vom Wiesland zu 8 Fudern Heu.
Noch findet man mitten im Dorf Spuren eines alten Gebäudes,
das sehr geräumig war und ein länglichtes Vierreck bildete. Die
Mauern sind von ungewöhnlicher Dicke und Festigkeit: aber alles
ist seit Jahrhunderten überschüttet und überbaut; die Wohnungen
vieler Landleute und ein dem heil. Petrus geweihtes Kirchlein nehmen
jetzo großentheils die Stelle ein, wo jener alte Bau gestanden.
Weder in Urkunden, noch in Chroniken, noch in den Ueberlieferungen
des Volks findet man irgend eine Meldung von demselben, ein
Beweis, daß seine Zerstörung in sehr frühe Zeiten, vielleicht in die
Zeiten der Völkerwanderung fällt. Wahrscheinlich war hier zu
Römerzeiten eine Station, denn der mehrerwähnte Zinsrodel führt
die königlichen Herbergen an, die auf der Straße nach Italien lagen
und zu diesen gehörten in Churrätien Schan, Chur, Lenz, Zuz,
Ardez; oder Marmels, Stalla, Sils für die, welche über den
Septimer, oder über den Julien und Maloja gingen. Es ist dies
genau der Straßenzug, welcher zur Zeit der Römer gebraucht ward.
Die Pfarrkirche war zu St. Peter, wo man noch interessante Altar
gemälde findet; Papst Bonifazius begnadigte sie 1298 und< 1300
mit verschiedenen Ablässen, das gleiche that Bischof Hartmann von