129
9
sich von zwei Seiten zugleich angegriffen. Vergebens that Friedrich
der Schöne Wunder der Tapferkeit, er ward mit seinem Bruder
Heinrich und vielen Edeln gefangen. Als er vor König Ludwig ge
führt ward, sprach dieser zu ihm: „Herr Vetter, wir sehen euch gerne."
Friedrich schwieg, die Blicke zur Erde geheftet, er wurde auf die Veste
TrauSniz im Nordgau gebracht, sein Bruder Heinrich aber dem
Böhmen-König Johann zur Verwahrung übergeben.
Als Herzog Leopold das Schicksal seines Bruders erfuhr, war sein
Schmerz groß: großes Lösegeld bot er dem König Ludwig, der ihn
jedoch nur unter der Bedingung freilassen wollte, wenn er der Krone
entsage.
S. Kampf zwischen Donat von Vatz und Rudolph von
Montfort-Feldkirch. Hugo's I von Werdenberg-Sargans
Ende.
Ludwig, der Baicr, wäre jetzo im Reiche allein Herr geblieben,
wenn sich ihm Papst Johann XXII nicht widersezt hätte, welcher be
hauptete, „er sei während eines Zwischenreiches nach göttlichen und
menschlichen Gesetzen Reichsverweser," und allen Reichsbeamten in
Italien bei Strafe des Bannes ihre Stellen niederzulegen gebot (1317).
Heftig erwachte nun in Italien der Kampf zwischen den Guelfen und
Gibellinen wieder und König Ludwig sandte den Grafen von Neuffen mit
einigen hundert Reitern dem Galeazzo Visconti in Mailand zu Hülfe,
ermuthigte die Gibellinen und ernannte Reichsbeamte in Italien.
Da that ihn Johann XXII in den Bann (1323); die Stände des
Reiches hielten jedoch treu zu Ludwig, und die Minoriten, oder die
mindern Brüder, welche der Regel des heil. Franciscus folgten, traten
auf kaiserliche Seite, während die Dominikaner die Sache des Papstes
verfochten, ohnehin waren diese beiden Orden wegen theologischer
Streitfragen gegen einander erbittert.
In Churwalchen hielt der mächtige Donat von Vatz zu Ludwig,
dem Baier; er war ein Freund freier Landleute, unter seinem Schutze
blühten die freien, deutschen Gemeinden im Rheinwald, und die der
Walser auf Davos, mit den Waldstätten war er verbündet. Vielleicht
war es dieser Umstand, oder Zwistigkeiten wegen lehensherrlicher
Rechte, welche den Grafen Rudolph von Montfort-Feldkirch, Bischof
von Chur und Constanz, bewogen, feindlich gegen Donat von Vatz
aufzutreten: der Bischof sammelte sein Kriegsvolk aus dem Thurgau,
Zürichgau, Schwaben, den montfortischen Besitzungen und den Vasallen
des Hochstifts. Der Krieg ward anfänglich in Streifzügen geführt.
Die Hauptmacht der Bischöflichen lag bei Scanfö an dek Grenze des
Oberengadins verschanzt. Damals erschienen auch Hartmann und
Rudolph, Söhne Hugo'S I von Werdenberg-Sargans, auf dem Kriegs
schauplätze, sic hielten zu Donat von Vatz, ihrem Vetter und sendeten