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von Grießenberg antwortete: „die Burg sei nicht sein Eigenthum,
sondern ihm nur anvertraut, lieber wolle er sterben als sie heraus
geben." Später ward die Burg doch von den Gegnern eingenom
men. Indeß hütete Abt Wilhelm die Veste von Alt-Toggenburg;
vergebens suchte man ihn durch Versprechungen zu freiwilliger Ab
dankung zu bewegen. „Der Kaiser, sprach er, handle wider ihn
nicht nach Ehre und Recht; lieber wolle er sterben, als abdanken."
Die Versprechungen aber und Bestechungen wirkten auf die Edel
leute unter seiner Besatzung, nur die gemeinen Dienstmannen
hielten treu an ihm. Da er aber nicht auf Entsaz rechnen konnte,
verließ er heimlich die Burg, suchte Zuflucht in Sigmaringen,
welches seinem Bruder, dem Grafen Ulrich von Montfort-Bregenz,
gehörte, dann in Bregenz selber und zulezt in der Burg Aspermont,
welche ihm sein Bruder Heinrich, Domherr in Chur, einräumte.
Bischof Friedrich fand bei dem unglücklichen Versuch, mittelst zu
sammengebundener Leintücher sich von dem Thurm zu Werdenberg
herabzulassen, seinen Tod (1289). Er ruht in der Stiftskirche zu
Chur vor dem St. Katharinen-Altar, den er hatte erbauen lassen.
Sein Unglücksgefährte Heinrich von Grießenberg erhielt nach drei
Jahren die Freiheit. Den bischöflichen Stuhl zu Chur bestieg
Berthold II von Heiligenberg, ein Neffe der Freiherren von Vatz;
er ertheilte den Bürgern von Zürich die Freiheit, im ganzen Umfang
des Bisthums Handel zu treiben, jedoch mit Vorbehalt des Wider
rufs (1291). Damals gaben HugoIII von Werdenberg und Johann
Donat von Vatz dem Ammann Wilhelm und seinen Gesellen, den
Wallisern, „die Gült" zu Davos zu einem ewigen Erblehen.
Kaiser Rudolph I starb 1291 den 26. Heumond. „So lange
er lebte, sagt eine alte Chronik, war guter Frieden in deutschen
Landen, denn er schuf ein gutes Gericht, daß Kaufleute ihre Waaren
stehen lassen konnten, wo sie übernachteten: Niemand wagte sie zu
schädigen. Da er starb, ward der Friede also gebrochen, als ob
nie Friede gewesen wäre." Darum lebte der gute Kaiser Rudolph,
der sein Wamms selber flickte, im Munde des Volkes fort, und die
Zeit, da er das Reich verwaltete. Seinen Sohn Albrecht wollten
die Churfürsten nicht zum Nachfolger wählen, sie zogen ihm den
Grafen Adolph von Nassau vor, einen nicht mächtigen Herrn, aber
tapfern Ritter.
3. Abt Wilhelms Rückkehr nach St. Gallen. Bischof
Sifrid. König Albrecht I.
Kaum war die Kunde von Kaiser Rudolph's Ableben erschollen,
verließ Abt Wilhelm Aspermont und begab sich nach St. Gallen,
wo er durch Verheißung größerer Freiheiten die Bürger gewann.
Sein Bruder Rudolph von Montfort-Feldkirch und Hugo von Mont-
fort-Scheer erklärten sich für ihn; Rudolph von Habsburg-Laufenburg,