Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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auf alle Weise. Durch verwandtschaftliche Verhältnisse war Walter 
mit dem Hause Werdenberg verbunden, das seit langem mit den 
Montforten zu Feldkirch in Spannung und Zwietracht lebte. So 
war Bischof Friedrich überall von Gegnern seines Hauses und 
Freunden Habsburgs umgeben und dieser Umstand leitete ihn aus 
ein Bündniß zwischen Chur und Sitten. Die Verbindung zwischen 
Rätien und Wallis ist uralt; sie grenzten, da Urseren damals zu 
Rätien gehörte, unmittelbar aneinander. Zu dieser Zeit kamen freie 
Walliser, oder Walser, aus Wallis nach Churrätien und siedelten 
sich in den Berggegenden, in den höher gelegenen Thälern an, wo 
sie vorzugsweise Alpcnwirthschast trieben. 
Graf Hugo I von Werdenberg-Sargans war indeß zum Jüngling 
herangewachsen. Auf Freudenberg, welches er von seiner Burg 
aus sehen konnte, wohnte Heinrich von Wildenberg, der Schirmvogt 
des Klosters Pfäffers, Besitzer der Burg Wartau und vieler Höfe 
und Güter. Er hatte eine einzige Tochter, Anna, auf die dereinst 
das ganze väterliche und mütterliche Erbe überging. Niemanden 
waren diese Besitzungen so wohl gelegen, als dem Grafen Hugo 
und er vermählte sich mit ihr. Welchen Antheil er übrigens an 
den Fehden nahm, die unsere Gegenden beunruhigten und schädigten, 
wissen wir nicht. 
Abt Wilhelm fand das Stift St. Gallen tief verschuldet, und 
die Klosterzucht im Verfall, als er seine Würde antrat. Mit Kraft 
schritt er an's Werk um in beiden Richtungen dem Kloster das alte 
Ansehen wieder zu verschaffen. Er schränkte seinen Hofhält ein, 
und lebte deßhalb vom Kloster entfernt, theils in der Nähe, theils 
im Ausland, wie ein Privatmann. Auch den Klosterherrcn schränkte 
er ihr Einkommen ein. Als Kaiser Rudolph zu Augsburg einen 
Reichstag hielt (1282), begab sich Abt Wilhelm dahin, um die 
Reichslehen zu empfangen, welche er auch erhielt. Gleich darauf 
entfernte er sich aber nach dem Rath seiner Verwandten und Dienst 
mannen, obgleich der Kaiser seine längere Anwesenheit gewünscht 
hatte. Auf jenem Reichstage belehnte der Kaiser seine Söhne Albrecht 
und Rudolph mit dem Herzogthum Oestreich, Krain und Steier 
mark; Kärnthen verlieh er dem Grafen Mainhard von Tirol. 
Herzog Albrecht trat die Regierung mit dem Anfang des Jahres 1283 
an: so war es der Thätigkeit Rudolph's gelungen, die Macht seines 
Hauses durch so ansehnliche Besitzungen dauernd zu begründen. 
Der Vorgänger des Abtes Wilhelm hatte die Herrschaft Grünenberg 
an Rudolph von Habsburg verpfändet, den Schirmvogt des Stifts 
St. Gallen. Wilhelm tilgte die Schulden und löste die verpfändeten 
Güter ein. Dies mißfiel dem Untervogt Ulrich von Ramschwag 
und zugleich mochte der Kaiser erwarten, daß der Abt seine Söhne 
mit neuen Lehen bedenken werde. Unzufriedene unter den Kloster 
herren, denen die strenge Zucht und Beschränkung des Einkommens 
nicht willkommen war, klagten bei dem Kaiser über den Abt und
	        

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