118
auf alle Weise. Durch verwandtschaftliche Verhältnisse war Walter
mit dem Hause Werdenberg verbunden, das seit langem mit den
Montforten zu Feldkirch in Spannung und Zwietracht lebte. So
war Bischof Friedrich überall von Gegnern seines Hauses und
Freunden Habsburgs umgeben und dieser Umstand leitete ihn aus
ein Bündniß zwischen Chur und Sitten. Die Verbindung zwischen
Rätien und Wallis ist uralt; sie grenzten, da Urseren damals zu
Rätien gehörte, unmittelbar aneinander. Zu dieser Zeit kamen freie
Walliser, oder Walser, aus Wallis nach Churrätien und siedelten
sich in den Berggegenden, in den höher gelegenen Thälern an, wo
sie vorzugsweise Alpcnwirthschast trieben.
Graf Hugo I von Werdenberg-Sargans war indeß zum Jüngling
herangewachsen. Auf Freudenberg, welches er von seiner Burg
aus sehen konnte, wohnte Heinrich von Wildenberg, der Schirmvogt
des Klosters Pfäffers, Besitzer der Burg Wartau und vieler Höfe
und Güter. Er hatte eine einzige Tochter, Anna, auf die dereinst
das ganze väterliche und mütterliche Erbe überging. Niemanden
waren diese Besitzungen so wohl gelegen, als dem Grafen Hugo
und er vermählte sich mit ihr. Welchen Antheil er übrigens an
den Fehden nahm, die unsere Gegenden beunruhigten und schädigten,
wissen wir nicht.
Abt Wilhelm fand das Stift St. Gallen tief verschuldet, und
die Klosterzucht im Verfall, als er seine Würde antrat. Mit Kraft
schritt er an's Werk um in beiden Richtungen dem Kloster das alte
Ansehen wieder zu verschaffen. Er schränkte seinen Hofhält ein,
und lebte deßhalb vom Kloster entfernt, theils in der Nähe, theils
im Ausland, wie ein Privatmann. Auch den Klosterherrcn schränkte
er ihr Einkommen ein. Als Kaiser Rudolph zu Augsburg einen
Reichstag hielt (1282), begab sich Abt Wilhelm dahin, um die
Reichslehen zu empfangen, welche er auch erhielt. Gleich darauf
entfernte er sich aber nach dem Rath seiner Verwandten und Dienst
mannen, obgleich der Kaiser seine längere Anwesenheit gewünscht
hatte. Auf jenem Reichstage belehnte der Kaiser seine Söhne Albrecht
und Rudolph mit dem Herzogthum Oestreich, Krain und Steier
mark; Kärnthen verlieh er dem Grafen Mainhard von Tirol.
Herzog Albrecht trat die Regierung mit dem Anfang des Jahres 1283
an: so war es der Thätigkeit Rudolph's gelungen, die Macht seines
Hauses durch so ansehnliche Besitzungen dauernd zu begründen.
Der Vorgänger des Abtes Wilhelm hatte die Herrschaft Grünenberg
an Rudolph von Habsburg verpfändet, den Schirmvogt des Stifts
St. Gallen. Wilhelm tilgte die Schulden und löste die verpfändeten
Güter ein. Dies mißfiel dem Untervogt Ulrich von Ramschwag
und zugleich mochte der Kaiser erwarten, daß der Abt seine Söhne
mit neuen Lehen bedenken werde. Unzufriedene unter den Kloster
herren, denen die strenge Zucht und Beschränkung des Einkommens
nicht willkommen war, klagten bei dem Kaiser über den Abt und