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Das zehnte Kapitel.
Grak Hugo I von tverdenberg. Die hohen-
ttaukitchen Kaiser (Fortsetzung).
(1230—1260.)
1. Graf Hugo I von Werdenberg. Friedrich 11.
Graf Hugo I aus dem Geschlecht von Montfort und Tübingen
ist der erste, der sich einen Herrn von Werdenberg nannte und
auf dieser Burg seinen Siz nahm. Sein Leben fällt in eine äußerst
unruhige und stürmevolle Zeit; wir wissen nicht, welchen Antheil
er an den Ereignissen nahm, die das deutsche Reich so tief er
schütterten.
Friedrich II wurde im Jahr 1226 zum Kaiser gekrönt, ordnete
sein Erdreich Sizilien und Apulien und berief einen allgemeinen
Reichstag nach Cremona (1226); aber er erfuhr, wie fein gleich
namiger Großvater, den Widerstand der Lombardischen Städte,
die ihren Bund erneuerten und den deutschen Ständen die Pässe
nach Italien verlegten, daß sie den Reichstag nicht besuchen konnten.
Da sprach der Kaiser die Acht über sie aus und durch den Bischof
von Hildeshcim den Bannfluch, legte dem Papste seine Beschwerden
gegen die Lombarden schriftlich vor und bat um dessen Vermittlung.
Der Kaiser fügte sich dem Ausspruch des Papstes in dieser Sache,
obgleich er seinen Wünschen nicht entsprach, und unternahm endlich
den Kreuzzug ins gelobte Land, dessen Aufschub ihm wiederholte
Bannflüche von Rom zugezogen hatte. Durch Vertrag gewann
der Kaiser Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, Ramla und alles
Land, was vormals zu dem Königreich Jerusalem gehört hatte; er
sezte sich die Krone dieses Reiches selber aus das Haupt, weil er
keinen Geistlichen fand, der sie ihm, als einem Gebannten, auf-
sezte (1229). Während der Kaiser der Christenheit das heilige
Land wieder gewann, überzog der erzürnte Papst das Erbland
desselben, Apulien, mit Krieg und suchte in Deutschland einen Gegen
könig aufzustellen. Doch kaum war Friedrich II wieder in seinem
Königreich gelandet, trieb er die „Schlüssel-Soldaten" (so nannte
man die Streiter des Papstes) zurück. Bald söhnten sich die Häupter
der Christenheit wieder aus und Friedrich II ward vom Banne
gelöst (1230)..
Damals suchte Heinrich VII, der Sohn des Kaisers, eine unab
hängige Macht in Deutschland zu gründen, als Ersa; für Sizilien
und Neapel, aufgeftiftet, wie man sagt, von den Lombarden und