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des Abtes von St. Gallen. Zwei Jahre dauerte der Streit und
ehe die päpstliche Entscheidung aus Rom eintraf, starben beide
Bewerber (1222). Hierauf wurde Rudolph von Güttingen, Abt
zu St. Gallen, erwählt, der nicht umsonst so viel Geld aufgewendet
haben wollte. Da er aber nicht zugleich zwei so hohe, kirchliche
Aemter bekleiden konnte, ließ er sich in Rom DispenS geben, welche
er gegen Erlegung von 300 Mark Silber erhielt. Er starb jedoch
schon 1226. Ihm folgte Bertbold, Graf von Helfenstein.
In dem Jahre, da der Abt-Bischof Rudolph von Güttingen
starb, erschlug Graf Diethelm von Toggenburg seinen Bruder, den
Grafen Friedrich, der ein Schwiegersohn deö Grafen Hugo I von
Montfort war. Graf Friedrich war auf dem Reichstag zu Cremona
gewesen, wo er zum Ritter geschlagen wurde; als er heimkehrte,
vermählte er sich mit der Tochter des Grafen Hugo I, nach dem
Wunsche seines Vaters, der ihm die Stammburg Toggenburg und
Wil übergab. Darüber zürnte der ältere Bruder Diethelm, ihn
reizte Gertrud von Welsch-Neuenburg, seine Gemahlin noch mehr;
denn Friedrich hatte ihr versprochen, mit ihrer jüngern Schwester
sich zu vermählen. So ward Friedrich auf die Burg RengerSwit
geladen, freundlich empfangen und bewirthet von seinem Bruder
Diethelm; aller Groll schien verschwunden. Aber in der dritten
Nacht sah sich Friedrich von bestellten Meuchelmördern im Schlaf
gemach überfallen, er rief seinem Bruder vergeblich um Hülfe; denn
Diethelm hatte die Mörder gesendet, unter deren Händen er sein
junges Leben aushauchte. Groß war der Jammer seiner Gemahlin,
die ihren blühenden Gatten so bald und auf so gräßliche Weise
verlor (1226). Hugo I theilte den Schmerz seiner Tochter, starb
aber bald nach jener schrecklichen That. Sein Todesjahr ist unbe
kannt. Er hinterließ drei Söhne: Heinrich, Rudolph und Hugo.
Heinrich erwählte den geistlichen Stand, trat in den Predigerorden,
der damals großen Ruhm hatte, und wurde nachwärts Bischof
von Chur; Rudolph wurde der Stifter der Linie der Grafen von
Montfort-Feldkirch (er erhielt vom väterlichen Erbe: Feldkirch,
Montfort, Jagdberg, Bregenz und die Güter in Schwaben); Hugo
wurde der Stifter der Linie der Grafen von Werdenberg, er er-
bielt vom väterlichen Erbe Werdenberg, Sargans, Vaduz, Rheinegg
und Jnner-Wallgau (Blumenegg, Pludenz, Sonnenberg).