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Als Ulrichs Kämmerer zurückkam, hatte er große Mühe den
Zürnenden zu besänftigen: immer besser sei es noch die Ge
schenke zu nehmen, als sic den Badern zu lassen und die schöne
Dame, welche sie gesendet habe, zu beleidigen. Ulrich aber nahm
sie dennoch nicht, sondern überließ sie alle seinem Kämmerer
und blieb unmuthig den ganzen Tag; auch konnte ihn der Brief
nicht beruhigen, in welchem eine Dame, die einstweilen unbe
kannt bleiben wolle, bis sie ihn selber sähe, die Königin bat,
diese Geschenke um aller werthen Frauen willen anzunehmen,
deren Gruß und Ehre er wohl verdient habe.
Auf der weiteren Fahrt nach Wien wurde Ulrich an der
Bistnitz (Piesting) von dreißig Rittern empfangen, unter ihnen
Herr Wolfker von Gors, der sich der Königin zum Kämmerer
anbot, und Gottfried von Dotzenbach, letzterer im Aufträge
seines Herrn, des Domvogts von Regensburg, der ihr Mar
schalk zu werden wünschte. Ulrich nahm diese Erbieten an,
jedoch müßten die Herren die Aemter mit dem Speer sich ver
dienen. Darauf rüstete sich Wolfker zu Traiskirchen glänzend
wie der Sonnenschein und erwartete Ulrich; im schönen Tjost
zerstoben beider Speere und die Königin verlieh ihm dann sein
Amt als Kämmerer. Er trat auch dasselbe alsbald an, nachdem
noch eine Reihe von Speeren verstochen war, indem er mit
acht Gesellen erschien, der Königin Harnisch nahm, ihn säubern
hieß und die Königin selbst am Zaume zur Herberge führte.
Am nächsten Morgen aus der Straße nach Malansdorf
(Möllersdorf bei Traiskirchen) stieß Ulrich unerwartet auf seinen
Boten, der mit Botschaft von seiner Herrin kam. Um sich nicht
zu verrathen, erwiederte Ulrich seinen Gruß nicht. Als dieser
ihm aber nachritt und mit dem Anfang aus einem Lied von
Walter von der Vogelweide die Worte sang:
„Ihr sollt sprechen: Seid willkommen!
„Der euch Mähre bringet, das bin ich," tz
') Frauendienst 240.