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er verehrte und welcher er seine Ritterschaft zu widmen
gedachte.
Nach der Hochzeit zog er wieder zu Turnieren im Lande
umher und war dabei von großem Glücke begünstigt, doch
grämte es ihn, daß seine „Herrin" von diesen rühmlichen
Thaten, die ja nur ihrem Dienst gewidmet waren, nichts wisse.
Da bildet eine Verwandte von ihm (er nennt sie seine Niftel,
sie ihn ihren Neffen) die Vermittlung. Diese Dame stand in
dem Dienst eben der erkornen Frau seines Herzens. Als er
sie einst auf der Burg ihres Gemahls traf, erzählt sie ihm,
wie ihre Herrin sich für ihn interessire und gern wissen möchte,
wer denn die Dame sei, der er seine Thaten widme. Als
Ulrich eben ihre Herrin nennt, erschrickt die Niftel ob seiner
hohen Wahl, doch läßt sie sich auf seine Bitte herbei, derselben
ein Lied von ihm zu überbringen, das er zu ihrem Preise
gedichtet *).
Nun kam aber für Ulrichs ritterlichen Liebesdienst die
Zeit der Prüfungen. Die hohe Frau verschmähte seine Liebe
und erklärte noch dazu, daß sein übelgeformter Mund, den
eine dicke oder doppelte Unterlippe entstellte, jede Frau ab
schrecken müsse. Ulrich wußte Rath, ritt nach Graz zu einem
Wundarzt und ließ sich seinen Mund operiren oder wie er
sagt, sich eine seiner drei Lippen abschneiden. Bei dem damaligen
Zustand wundärztlicher Geschicklichkeit war das allerdings ein
nicht ungefährliches Unternehmen und somit ein opferbereites
Wagestück, das er im Dienst der Liebe vollbracht. Lange
dauerte die Heilung, währenddeß er in Graz liegen bleiben
mußte; dann ritt er heim nach Liechtenstein, nachdem er durch
seine Niftel der Herrin die Nachricht seiner That und seiner
Leiden hatte zukommen lassen.
Sie glaubte kaum, ließ ihm aber doch ein Zusammen
treffen andeuten, um sich vom Zustand seiner Lippe zu über-
Frauendienst 18.
Falke. Liechtenstein.
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