Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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seine Liebe und seinen Arm widmete, und Ulrich hat dieses 
Gebot streng gehalten. Obwohl fast der ganze Frauendienst 
von ihr handelt, nennt er doch weder ihren Namen, noch giebt 
er solche Andeutungen, welche ihn errathen ließen. Nur das 
können wir schließen, daß sie fürstlichen Standes war. Hor- 
mayr i) räth auf Agnes von Meran, Friedrichs des Streitbaren 
dritte Gemahlin, die Schwester Otto's II., des letzten Herzogs 
von Meran. Allein da diese erst 1230 mit dem damals neun 
zehnjährigen Herzog Friedrich vermählt wurde, so dürfte sie 
zwanzig Jahre früher unter allen Umständen zu jung gewesen 
sein, als daß der junge Ulrich hätte ihrem Dienst und ihrer 
Erziehung übergeben werden können. 
Die ersten Jahre, nachdem Ulrich zum Erbtheil seiner 
Väter gekommen war, sehen wir ihn ganz in fröhlichem, rit 
terlichem Treiben im Dienst der Minne und der Poesie ver 
bringen. Es waren die schönsten Jahre der ersten freien 
Jugendzeit, wo nur zu oft, und damals mehr als je, über 
müthige Lust, Thorheit und Verständigkeit um die Herrschaft 
in der Seele des Jünglings streiten. Er mochte damals im 
Beginn der zwanziger Jahre stehen oder kaum so alt sein. 
Mit allem Eifer lag er ritterlichen Uebungen ob, um sich 
zum rechten, mannhaften Ritter seiner hohen, verehrten Frau 
würdig heranzubilden. Er ritt im Lande umher, wo es zu 
tjostiren gab und fand sich auch zu Wien auf den glänzenden 
Festen ein, als Leopold der Glorreiche seine Tochter Agnes 
mit dem Herzog Bernhard von Sachsen vermählte. Bei dieser 
Gelegenheit erhielt Ulrich (1222 oder 1223) mit vielen andern 
jungen Edelleuten den Ritterschlag. Hier sah er auch seine 
alte Herrin wieder, in deren Dienst er die Knabenzeit voll 
bracht hatte., Sie freute sich ihn zum Mann erwachsen zu 
sehen, hatte aber keine Ahnung davon, daß sie es sei, welche 
‘) Hormayr, Taschenbuch von 1822, S. 23; v. d. Hagen, Minne 
singer IV. 325.
	        

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