Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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reich (f 1223 ’), Bruder Herzog Leopolds V., welcher auf 
Schloß Mödling Hof hielt und dort der Gäste, namentlich 
der Sänger und Dichter viele um sich sah. Dieser Fürst war 
aber ganz besonders ein schwärmerischer Dienstmann der Frauen 
und er bestärkte nur Ulrich in seiner Gesinnung, indem er ihn 
lehrte, daß wer würdiglich leben wolle, sich einer reinen, guten 
Frau zu eigen geben müsse 1 2 ). Zwar lehrte er ihn auch rit 
terliche Uebungen, aber daneben auch süße Worte von den 
Frauen reden und diese Worte in Verse bringen. 
Bei Heinrich von Mödling lebte Ulrich vier Jahre. Es 
dürften die Jahre von 1216—1219 gewesen sein, denn der 
Tod seines Vaters, der, wie wir schon gesehen haben, in das 
Jahr 1219 oder 1220 fällt 3 ), rief ihn fort von hier zur 
Uebernahme der ererbten Besitzungen „nach Liechtenstein in das 
Stcierland" 4 ). 
Der zuerst ertönten hohen Frau blieb er treu und fand 
nun oder suchte Gelegenheit zu Turnierthaten in ihrem Dienste. 
Wer diese Dame gewesen, welche über die erste Zeit 
seiner ritterlichen Thaten und Abenteuer gebot, wissen wir 
nicht. Es war durchaus das Gesetz im Codex der Minne, den 
Namen derjenigen Dame zu verschweigen, welcher der Ritter 
1) So die Handschrift; in der Lachmann'schen Ausgabe des Fraucn- 
dienstes (8, 19) steht margräf Heinrich von Ysterrich, d. i. Markgraf 
Heinrich von Istrien, Bruder Herzog Otto's I. von Meran, derselbe, der 
später mit zu den Festen von Friesach die Veranlassung bot, gestorben 1228. 
Vgl. die Anmerk, von Karajan a. a. O. 665. Diese Conjectur, welche 
Heinrich von Istrien an die Stelle von Heinrich von Oesterreich setzt, scheint 
uns unstatthaft zu sein, weil der erstere, ans welchem die Mitschuld an dem 
Morde König Philipps lastete, grade damals, als Ulrich hätte bei ihm sein 
müssen, unstet und flüchtig war, sich für die erste Zeit in Ungarn aushielt 
und sodann 1217 mit nach Palästina zog, von wo er wahrscheinlich um 
die Zeit zurückkehrte, als Ulrichs Vater starb. Meiller, Regg. 258. 
Anm. 391. 
2 ) Fraucndienst 9, 5. 
3 ) S. weiter unten die erste urkundliche Nachricht über Ulrich. 
4 ) Frauendienst 10, 8.
	        

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