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seines Zuges und verheißt den Mährern die Gewährung ihrer
Wünsche, die Erhaltung ihrer Freiheiten, Rechte und Gewohn
heiten. Karl von Liechtenstein blieb nun bei dem Erzherzoge.
Am 30. April verließen sic Znaim und trafen am 5. Mai in
Jglau ein, am 10. in Czaslau, wohin der Erzherzog die böh-
mischen Herren, freilich umsonst, bestellt hatte. Hier stellten sich
auch die Gesandten des Kaisers zu Unterhandlungen ein, der
Cardinal Dietrichstein und der Sekretär des spanischen Ge
sandten Pedro von Montanana, welcher insbesondere Karl von
Liechtenstein noch vor den Verhandlungen günstig zu stimmen
suchte '). Während die Unterhandlungen und die Unterhändler
hin und her gingen, rückte Matthias mit seiner Armee vorwärts,
war am 16. in Kolin und stand am 19. wenige Meilen von
Prag in Böhmisch-Brod. Gleichzeitig versammelten sich die
böhmischen Stände in Prag und traten als dritter Factor in
die Verwicklung ein, weder für den Erzherzog noch für den Kaiser,
sondern ihre eigenen Ziele, ihren eigenen Vortheil verfolgend.
Es ist hier nicht die Aufgabe, dem Gang der Verhand
lungen und Begebenheiten in diesem weltbekannten Streite zu
folgen. Karl von Liechtenstein nahm allerdings Theil daran
als einer der ersten und vornehmsten Rathgeber des Erzherzogs
Matthias, aber im Verfolg nicht so vortretend, wie er es in
Mähren auf den Versammlungen von Brünn, Austerlitz und
Eibenschitz gethan hatte. Diese Rolle fiel diesmal Karl von
Zierotin zu, der insbesondere die Verhandlungen mit den böh
mischen Ständen führte. Doch als am 11. Juni einerseits die
kaiserlichen und böhmischen Gesandten, andererseits die des Erz
herzogs und seiner Verbündeten auf dem Schlosse Dubec zu
sammentraten, war auch Karl von Liechtenstein unter den letzteren;
neben ihm Zierotin, Hoditz und andere von minder bedeutendem
Namen. Als der Erzherzog am 15. mit seinem Lager Prag bis
ans eine Meile näher rückte, wurden dort bei Lieben die
i) Gindely, a. a. O. I. 215.