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der Kaiser ihn im folgenden Jahre 1601 als Gesandten an
König Heinrich IV. von Frankreich schicken wollte, um denselben
zur Hülfe gegen die Türken zu bewegen. Allein die bekannte
Politik Heinrichs, sein Verhältniß zu den Akatholiken, auch denen
Deutschlands und Oesterreichs, ließen einen solchen Versuch von
vornherein als resultatlos erscheinen, wenn er auch dein Kaiser
in seiner damaligen Stimmung gegen Spanien wünschenswerth
war. Es blieb also bei der bloßen Absicht. Spanien seinerseits
scheint sich Mühe gegeben zu haben, Karl für sich zu gewinnen,
wenigstens berichtet der französische Gesandte in Prag in diesem
Sinne, und sagt, daß der spanische Hof ihm das goldene Vließ
verleihen wolle 1 ).
Karls eigene Sympathie», abgesehen von seiner politischen
Stellung am Hofe, waren schwerlich König Heinrich IV. zuge
wandt. Er verfolgte gerade damals katholische Restaurations
tendenzen und ging damit um, eine Schule zur Bildung der
mährischen Jugend zu errichten, welche den Jesuiten übergeben
werden sollte. Er wollte sie auf eigene Koste» dotiren und er
halten, erbat sich aber vom Kaiser als Sitz und Local dieser
Anstalt die Probstei Raigern bei Brünn. Dieses Kloster, eine
Filiale des Benedictinerstiftes Breznow (Bruno) bei Prag,
welches ebenfalls von der Aufhebung bedroht war, befand sich
damals in einiger Verlegenheit wegen streitiger Wahl eines neuen
Abtes, in welche Kaiser Rudolf mit seinem Befehl persönlich ein-
grisf?). Der Kaiser, bei dem Kloster selbst auf Widerstreben
stoßend, mochte umsomehr geneigt sein, dem Wunsche Karls zu
entsprechen, und bewilligte ihm in der That die Schenkung mit
einem Rescripte vom 14. November 1601 an die böhmische
Kammer :i ). Es heißt darin: „Wir wollen euch in Gnaden nicht
verhalten; demnach Uns . . . Carl Herr von Liechtenstein ge
horsamst zu erkennen geben, wie er des eigentlichen und gewissen
') Chlumetzky, a. a. O. 233.
2 ) Dudik, Geschichte von Raygern, II. 107 ff. 105. 110.
3 ) Archiv des Finanzmimst.