Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

400 
Dem Rathe der fremden Domherren an seinem Stifte fol 
gend, so warf man ihm vor, bekümmerte er sich wenig um die 
Gunst oder Ungunst der Trientiner, die, wie wir schon gesehen 
haben, nach größerer und völliger Unabhängigkeit trachteten. 
Anstatt sie aus dem Berbande zu entlassen, mißachtete der Bischof 
im Gegentheil ihre Ansprüche und legte ihnen sogar neue Ab 
gaben auf, wozu er sich die Bewilligung von König Ruprecht bei 
dessen Anwesenheit in Trient erwirkt hatte. Selbst harter, grau 
samer Handlungen, von denen, ob geschehen oder nicht, selbst das 
Gerede das Volk erbitterte, klagte man ihn an. Am 2. Februar 
1407 erhoben sich die Trientiner offen zum Aufstande gegen 
ihren Bischof, insbesondere aber gegen seine Günstlinge und ihr 
Haupt, den Vicar von Trient in Civil- und Criminalsachen, 
Franceschin vom Nonsberge, um an ihnen Rache zu nehmen. 
Aber diese entzogen sich derselben rechtzeitig durch die Flucht. 
Als der Bischof vom Aufstande gehört, kam er selbst vom 
Schlosse herab und gedachte durch persönliches Zureden die Menge 
zu beschwichtigen, aber sie umringte ihn und zwang ihn zum 
Versprechen, künftighin die Rechte der Stadt nicht mehr beein 
trächtigen zu wollen. Dem Versprechen folgte zwei Tage darauf 
ein wirklicher Vergleich, worin der Bischof den Bürgern von 
Trient die vier Vesten Silva, Stenico, Castelmoni und die 
Rocca von Tenno einräumte, und die Bürger sollten die Thürme 
und Thore der Stadt in ihre Obhut bekommen; überdies bestä 
tigte er ihnen ihre Rechte und versprach besonders sie nicht mehr 
mit neuen Steuern zu belasten. Den für die Tridentiner günstigen 
Ausgang der gewalsamen Erhebung benutzte auch das Volk auf 
dem Nonsberge, sich nach Zerstörung einiger Schlösser in gleicher 
Weise die Bestätigung und Erweiterung alter Freiheiten zu er 
ringen. 
Als Herzog Friedrich, der im Kriege mit Appenzell be 
griffen war, von diesen Ereignissen hörte, eilte er schnell herbei 
und lud Bischof Georg zu einer Zusammenkunft nach Bozen 
ein, indem er ihm seine Hülfe antrug. Allein Georg traute dieser
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.