Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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fürstliche Stellung darbot, sollte ihn aber auch den Wandel und 
Wechsel des Schicksals kennen lehren. Die Schwierigkeiten des 
neuen Amtes beruhten nicht allein darin, daß Georg auf einen 
Boden versetzt wurde, der ihm ganz unbekannt war; es waren 
auch die Verhältnisse des Bisthnms von so eigenthümlicher und 
schwieriger Art, daß sie jedem Verlegenheiten bereiten mußten, 
wer immer auf dem bischöflichen Stuhle saß. Das Bisthum 
war an sich groß und mächtig, seine Bedeutung wuchs aber 
dadurch, daß es an den Gränzmarken Italiens lag und, zu 
Deutschland gehörig, ein Schutz gegen die italienischen Ansprüche 
sein sollte, die sich nur um so leichter ins Tridentinische selbst 
hinein verbreiteten, als die Bevölkerung gemischt italienisch und 
deutsch war. Andrerseits war der Bischof von Trient von jeher 
mit den Grafen von Tirol, nunmehr also mit den Herzogen von 
Oesterreich, in Rang-, Macht- und Competenzstreitigkeiten ver 
wickelt, und um seine eigene Unabhängigkeit zu sichern, war es 
nur zu leicht erklärlich, daß er bei den italienischen Nachbaren, 
den Städten, Republiken, Fürsten und Herren Schutz und Hülfe 
gegen Tirol suchte. Sodann waren die Rechtsverhältnisse im 
Bisthum selbst, die Stellung des lehntragenden Adels, der 
Landgemeinden, der Städte von äußerst verwickelter Art und 
überall anders dem Bischof gegenüber; seine Harrptstadt Trient 
wäre am liebsten ganz -unabhängig geworden und machte An 
sprüche darauf. Endlich kam noch dazu, daß Tirols Adel selbst, 
der theilweise zur Vasallenschaft von Trient gehörte, grade damals 
in fortwährender offener oder heimlicher Fehde mit dem Landes 
Herrn stand, in welche Streitigkeiten der Bischof von Trient mit 
Nothwendigkeit hineingezogen werden mußte. 
Georgs Vorgänger, Bischof Albert Graf von Ortenbnrg, 
war am 9. September 1390 gestorben; am 29. desselben Monats 
ward Georg zu seinem Nachfolger erwählt. Am 10. October 
schrieb Papst Bonifacius IX. an den Kaiser Wenzel, daß er den 
Propst von St. Stephan zu Wien als erwählten Bischof zu 
Trient der dortigen Kirche vorgesetzt habe, und empfahl ihm den-
	        

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