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daß das Schloß Trmtschin wohl nicht pfandweise an Frau Anna
von Liechtenstein übergegangen sei, daß diese aber in jedem Falle
eine beträchtliche Summe daraus hergeliehen habe, da nach dem
Datum vom 25. Juli Sigmund von Liechtenstein für sich selbst
und anstatt seiner Brüder bittet, ihnen aus dem Trentschinischen
- Pfandschilling 15.000 Gulden „von weiland Anna von Liechten
stein, gebornen Neumannin herrührend" verabfolgen zu lassen.
Anna war aber damals noch, wie wir wissen, am Leben und
hatte nur den Namen Liechtenstein mit dem von Ungnad ver
tauscht, und wie konnten Sigmund und seine Brüder Ansprüche
ans diese Pfandsumme erheben, die schwerlich aus liechtensteini
schen Geldern ausgezahlt war, es sei denn, daß sie mit einem
Theil des Kausschillings für Murau auf die Trentschiner Pfand
summe angewiesen waren? Die Sache wird nicht deutlicher
durch eine spätere Nachricht, die vom 9. December 1602
lautet: „Herr Wolf Jörger soll Herrn Karl von Liechtenstein
wegen eines Contracts, den Herr Jörger mit weiland Frauen
Anna von Liechtenstein um Getraide und andere Nothdurften des
Proviantwesens aufgerichtet hat, unangefordert bleiben lassen."
Obwohl unsere Quelle diese Mittheilung mit den obigen zusam
menstellt, so bezieht sie sich wahrscheinlich gar nicht auf dieselbe
Anna von Liechtenstein, sondern auf die Gemahlin Karls des
ersten Fürsten von Liechtenstein.
Unser Sigmund war im Jahre 1595 noch am Leben, wo er
mit im Verzeichniß der ständischen Abgeordneten des Herzogthums
Kärnthen erscheint. Unsere handschriftlichen Nachrichten betrachten
ihn als den letzten des steirischen Hauses Liechtenstein, was aber
nicht richtig ist, da er, wie schon gesagt, Nachkommenschaft hatte,
die ihn überlebte. Bucelin nennt einen Sohn Otto, den achten
dieses Namens, der sich auch mit voller Sicherheit nachweisen
läßt. Er war der letzte und schloß in der That die lange Reihe
der Angehörigen seines Hauses ab. Jm^ Jahre 1610 hielt er
sich, wahrscheinlich als Studirender, in Padua ans und schrieb
sich dort in das Stammbuch eines Freiherrn Sigmund Gablkofer