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Nun ging es nach Samaiten und an dem Tage, an welchem hier
das erste Heidenblut floß, ließ sich der Herzog zum Ritter schla
gen und siebzig edle Herren nach ihm. Acht Tage blieb man in
Feindes Land, aber die Thaten, die man vollführte, liefen mehr
auf Plünderungen und Uebersälle hinaus, von denen man nicht
viel Rühmens machen konnnte. Sturm und regnerisches Wetter
zwangen bald zur Umkehr, die theils zu Schiff, theils durch
sumpfiges Land bis nach Königsberg nicht ohne Schwierigkeit
vollführt wurde. Von hier erfolgte der Rückweg nach Oesterreich
durch Schlesien ').
Von den vier Liechtensteinern, Ulrich, Bernhard, Christoph
und Friedrich, die an diesem Zuge theilgenommen haben sollen-2),
ist der erste ohne Frage der hier in Rede stehende Ulrich und
Friedrich dürfte sein Bruder sein. Bernhard, auf den wir alsbald
zu sprechen kommen werden, war ein Vetter; dagegen gehört
Christoph dem österreichischen Hause an.
Die nächstfolgende Nachricht über Ulrich ist die bereits er
wähnte vom Jahre 1379, wonach ihm und seinen Brüdern Otto
und Friedrich die ehemals anffensteinische Feste Treffen verliehen
wird. Im Jahre 1381 hatte er mehrfache Beziehungen zu Herzog
Leopold. Dieser verweilte damals in der Steiermark und ordnete
am 7. Februar an der Feste Diernstein verschiedene Bauten an,
wozu Ulrich von Liechtenstein und seine Brüder Otto und Fried
rich das nöthige Geld herliehen, welches ihnen auch zu ihrer alten
Pfandsumme auf dieser Feste versichert wurdet). Ulrich führt hier
fl Lichnowsky, IV. 172; Kurz, I. 141.
2) Diese Nachricht gründet sich auf eine Mittheilung bei Wurm
brand, 195, wonach Manuskripte im liechtensteinischen Archiv dies besagen
sollen; sie enthalten sogar die Angabe, daß Christoph dem Herzog zu diesem
Zuge eine Summe von 16000 ungarischen Goldstücken — eine erstaunlich
große Summe für jene Zeit! — geliehen habe. Die Manuskripte finden
sich nicht mehr im Archiv, noch gibt es sonst Urkundliches darüber.
fl Muchar, VH. 19; Lichno wsky, IV. Regg. 1559. Rach diesem
Regest waren es die liechtensteinischen Brüder, welche die Bauten unter
nahmen.