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Diese Hypothese der Genealogen aber, so kurz sie ist,
steckt nicht minder voll Irrthümer und Willkürlich feiten wie
die mitgetheilte Nachricht der Klosterneubnrger Chronik. Woll
ten wir auch das Zürcher Turnier gelten lassen, welches in
die Reihe der fabelhaften Turniere gehört, so paßt doch Herzog
Heinrich (IV.) von Kärnthcn nicht, weil er schon ein Jahr
früher auf der Fahrt nach Palästina im ionischen Meere er
trank. Der Kopf dieser Deduction, Leopold von Kuenring
und Liechtenstein, welcher ein Sohn Alberts oder Albero's I.
(1118—1138) von Kuenring sein soll/) scheint eine durchaus
erfundene Person zu sein, da er durch keinerlei Nachricht ge
stützt wird, wenn er nicht etwa aus einer Verwechslung mit
einem späteren Kuenringer, Leutold I. von Dürrenstein, hervor
gegangen ist, welcher etwa um das Jahr 1245 geboren sein muß
und also dem Alter nach höchstens ein Sohn seines vermeintlichen
Enkels Heinrichs I. von Liechtenstein sein könnte. Die eigentliche
Stammtafel der Kuenringer kennt jenen Leopold gar nicht/)
Ferner, ist jener Dietmar von Liechtenstein, welcher als sein
Sohn genannt wird, ein Steirer von dem Hause Liechtenstein-
Mnrau, und dessen Sohn soll Heinrich sein, der ein Oester-
reicher war, der Begründer des österreichischen Hauses. Letz
teres könnte nun allerdings möglich sein, und es ist das sogar
die Ansicht Hormayr's, aber Heinrich müßte dann, wovon mit
Sicherheit das Gegentheil bewiesen werden kann, ein Bruder
Ulrichs des Minnesängers sein. Zum Unglück für diese genea
logische Hypothese ist nun noch Heinrich I. nicht einmal der
erste österreichische Liechtensteiner, sondern er setzt nur eine vor
handene Reihe fort, deren erster sich ebenso früh nachweisen
läßt, wie einer der Kuenringer.
y Hopf a. a. O. 175 und 592.
*) S. Meiller's Stammtafel der Kuenringer im 8. Band der
Denkschriften der Akad. d. Miss. Beil. III. •