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Garten vorrücken. Angefeuert durch das Beispiel ihrer tapferen
Anführer, des Oberstlieutenants Schneider und Obersten Lutz,
geschah dieser Sturm mit unbeschreiblichem Muthe unter dem
heftigsten Kartätschen- und Gewehrfeuer. Die Jäger sprangen
in den Graben, rissen die Palissaden nieder, erstiegen die Brust
wehr und eroberten diese an sich selbst sehr starke und durch
andere Batterien bestrichene Schanze nebst den sechs darin be
findlichen Kanonen. . . . Nun richtete der Fcldmarschall-Lieutc-
nant Fürst Moriz Liechtenstein seine Anstrengungen gegen den
Moschinski'schcn Garten, dessen sieben Schuh hohe Mauern stark
besetzt, ihre Lücken mit Gräben und Palissaden ausgefüllt waren.
Von diesen und von dem steinernen Gartenhause verbreitete der
Feind auf Pistolenschußweite das mörderischste Feuer aus die
eroberte Schanze und die ganze Fronte. Zehnmal versuchte man
diese Mauer unter Begünstigung unseres nahen Artilleriefeuers
zu erstürmen; allein sie war zu hoch und das Feuer zu ver
heerend." Mit einbrechender Nacht mußte inan die dritte Colonne,
welche unmittelbar unter dem Feuer des Feindes stand, zurück
ziehen, und die Infanterie des Fürsten Moriz begab sich un
gefähr in die Stellung, welche sie vor dem Sturme ge
habt hatte.
In dem Kampfe des nächstfolgenden Tages, in welchem
Napoleon den Angriff machte, stand das Corps Colloredo auf
dem linken Flügel, Fürst Moriz mit seiner Division zwischen
Plauen und Räcknitz. Als die Schlacht aufgegeben und der Rück
zug nach Böhmen angetreten wurde, stand Fürst Moriz in der
Nachhut und hatte den Feind aufzuhalten. Die Nacht vom
27. auf den 28. befand er sich hinter Plauen und zog sich am
28. erst nach vierstündigem Kampfe bei Posendorf langsam
zurück. Vor Einbruch der Nacht hatte er noch ein zweites Gefecht
zu bestehen, das dem Vordringen des Feindes wiederum Einhalt
gebot und ihm selbst erlaubte, während der Nacht bei Dippoldis
walde stehen zu bleiben. Den 29. marschirte er mit seiner Divi
sion in das Lager bei Dux.
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