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wenigstens aufschieben, zunächst wegen des bairischen Kriegs
und sodann wegen des Kreuzzugs. Aus dem letzteren zurück
gekehrt, mochte er dann (1268) die Zeit zur Ausführung
seines Planes gekommen glauben. Dieser ging offenbar dahin,
die Häupter des Adels zu treffen und damit die Widerstands-
lnst der übrigen von vornherein zu brechen.
Ganz aber lag die Sache in Steiermark nicht so wie in
Oesterreich, wenigstens was die Burgen betrifft, denn Ulrich
von Liechtenstein, auf den es hauptsächlich mit abgesehen war,
besaß eigentlich nur drei der Rede werthe und allenfalls wider
standsfähige Burgen, was für einen so reichen Landherrn der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts äußerst wenig war, und
diese drei Burgen Liechtenstein, Murau und Frauenburg
stammten sämmtlich aus älterer Zeit und cs konnte gegen ihre
berechtigte Existenz keinerlei Einwand erhoben werden. Es galt
demnach den Herren vielmehr als den Burgen.
Wie die Dinge selbst sich im Einzelnen ereignet haben,
darüber lauten die Nachrichten verschieden, wie die Ansichten
über die Motive abweichen. Nach der Reimchronik l ) hatte
Friedrich von Pettan schon auf der Prcußcnfahrt dem Könige
allerlei in das Ohr geflüstert von einer Verschwörung der
steirischen Herren oder wenigstens von ihrer Absicht Steiermark
ihm zu entreißen. Zurückgekommen ließ dieser Bernhard von
Pfannberg, Hartnid von Wildon, Wülfing von Stubenberg
und Ulrich von Liechtenstein, also entschieden die Häupter, auf
fordern zu ihm zu kommen. Nach dreimaligen Briefen verließen
sie mit Sorgen, denn sie ahnten, was ihrer harre, Steiermark
und trafen den König in Breslau * 2 ). Hier stellte sie der König
1) c. LXXXV. und LXXXVI. 95 ff.
2 ) Aus diesem Umstande, daß die Herren den König in Bresla»
trafen, dürfte vielleicht zu schließen sein, daß die Sache sich noch auf des
Königs Rückkehr vom Kreuzzugc ereignet habe. Damit fiele freilich die
Erzählung der Reimchronik von den dreimaligen Briefen und des Königs
Verfahren erschiene nur um so willkürlicher und tyrannischer. Die Bestall-