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der Krieg wieder beginnen, wollte man in Ungarn eine
Armee zusammenziehen und den Fürsten Johann an die
Spitze stellen. Napoleon hätte ihr schwerlich Zeit zur Ansamm
lung gelassen.
Was sich in dieser denkwürdigen Zeit zu Wien und in
Oesterreich ereignete, gehört alles der Weltgeschichte an und folg
lich nicht in eine Familiengeschichte, daher wir auch nicht das
Detail und die Gegenstände der Friedensverhandlungen hier dar
stellen. Wohl aber interessirt es uns, zu wissen, welchen persön
lichen Antheil der Fürst Johann daran nahm und wie er dabei —
denn er stand durchaus im Mittelpunkt der Dinge — im Urtheil
seiner Zeitgenossen erscheint. Nichts aber zeigt klarer seine Stellung
und Bedeutung, als was Gentz in seinen Tagebüchern berichtet.
Gentz, ursprünglich auch der Kriegspartei angehörig, war eben
falls einer derjenigen, welche mit Eifer den Frieden betrieben.
Er stand in täglichem und lebhaftestem Verkehr mit allen be
deutenden Persönlichkeiten der Gesellschaft, des Hofes, des Staates
und der Armee in Oesterreich, und er erzählt ihre Worte,
ihre Unterredungen. In diesen ist denn auch gerade in jenen
bedeutungsvollen Wochen zum öftesten vom Fürsten Johann
die Rede.
Gentz sagt von ihm, daß er heute als das Haupt unserer
Angelegenheiten zu betrachten sei, er sei der Einzige, für welchen
Napoleon fortfährt, Achtung und Rücksicht zu haben '). Was seine
militärische Conduite betrifft, so gründe man auf ihn die glän
zendsten Hoffnungen. „Es scheint sicher" sagt er 2), „daß cs
mit ihm keine halben Maßregeln gibt; wenn glücklich, wird er
seine Vortheile bis zum Aeußersten treiben; wenn unglücklich,
wird er nur der letzten Nothwendigkeit nachgeben. Die Armee
ist erfüllt von Vertrauen zu diesem General." Unter dem Datum
tz Gentz, Tagebücher 110; siehe auch die Beilage II.. Brief des
Kaisers Napoleon an den Fürsten Johann vom 20. Januar 1808.
2) a. o. O. 143.
Falke, Liechtenstein. III. Bd.
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