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den Erzbischof einzusetzen, aber Herzog Ulrich von Kärnthen
verlegte ihnen den Weg. Die Steirer wußten nicht, was zu thun,
aber auf den Rath und die muthigen, männlichen Worte Ulrichs
von Liechtenstein entschlossen sie sich zum kühnen Angriff, über-
ffelen den Gegner und seine Leute bei Nacht im Markte Rad
stadt und schlugen sie zum Orte hinaus, wobei der Herzog
selbst nur mit genauer Noth durch eine offene Pforte entkam.
Dieser Sieg machte aber die Steirer sorglos und sicher, und
während sie sich in Nadstadt der Ruhe hingaben, sammelten
sich die Kärnthner wieder unter Leopold von Scherfenberg und
machten denselben plötzlichen Ueberfall auf die Steirer, wie
diese vorher gegen sie. Die meisten derselben wurden erschlagen;
von den Führern entkam Ulrich von Liechtenstein in das Enns
thal, während der Erzbischof auf sein festes Schloß Piber ent
rann, um im nächsten Jahre dennoch in die Hände seiner
Gegner Philipp und Ottokar zu fallen, welcher letztere ihn ge
fangen setzte. Obwohl somit die Unterstützung der Ungarn nur
zum Nachtheil ausgefallen war, stand Ulrich von Liechtenstein
doch noch am 26. Mai 1259 bei dem Statthalter Prinzen
Stephan zu Graz, als dieser den Cisterziensern im Kloster Rein
die Privilegien bestätigte *).
Ob und welchen Antheil Ulrich im Frühling des folgenden
Jahres an der allgemeinen Erhebung der steirischen Landherren
gegen die Ungarn und der Vertreibung der letzteren genommen
hat, wissen wir nicht. Wahrscheinlich kehrte er gern zu derjenigen
Partei zurück, deren Führer er im Anfange mitgewesen war,
zu der Partei, welche Ottokar von Böhmen zum Herrn der
Steiermark verlangte; denn schon am 10. März desselben
Jahres (1260) treffen wir ihn zu Wien bei König Ottokar,
als Zeugen für die Bestätigung der Rechte und Freiheit des
Klosters Rein, grade wofür er ein Jahr vorher dem unga
rischen Regenten hatte dienen müssen 2). Aus der damaligen
>) Fröhlich, n. 24.
2 ) Muchar, V. 285; Fröhlich II. 26.