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binnen kurzem war Piemont, mit Ausnahme von Tortona,
gänzlich vom Feinde befreit. Die Spanier und Franzosen, welche
zerstreut waren, als sie ganz unvermuthet der Angriff über
raschte, hatten nach dem Bericht des Fürsten Liechtenstein („so
doch", heißt es in einem Schreiben des Kaisers an den Ge
sandten Wasner in London, „das Gute über die Gebühr nicht
zu erheben gewohnt ist") bis zum 18. März bereits Verluste
erlitten, die bis auf 15,000 Mann veranschlagt wurden. Die
Situation derselben hatte sich sehr verschlimmert; die Zugänge,
von wo ihnen Verstärkung zukommen konnte, waren gestört, und
die Niederlande, wo ihnen allenfalls Truppen entbehrlich waren,
zu entlegen, um rechtzeitig die Hülfe zu schicken. Gesetzt auch,
heißt es in dem erwähnten Briese des Kaisers, daß es dem
Feinde gelänge, ohne weitere Verluste sich in Pavia, Tortona
oder Piacenza zu concentriren, so würde es ihm doch beschwer
lich fallen, wenn nicht unmöglich werden, sich dort länger als
einige Wochen zu halten, da er ohne Magazine und ohne
Sicherung des Rückens die Armee nicht mit dem Nöthigen
versehen könne; diesseits werde aber alle mögliche Sorge ge
troffen, ihm durch Husaren, Warasdiner, Slavonier die Zu
fuhr abzuschneiden und ihn so einzuschließen, daß es nicht un
möglich scheine, den Krieg in Italien in einem Feldzug zu Ende
zu bringen.
In gewisser Weise geschah das auch, doch hinderte am
letzten und vollständigen Erfolg theils die Krankheit des Fürsten,
welche ihn zwang, sein Commando vor der Ausnützung seiner
Siege niederzulegen, theils der nie endende Geldmangel. 50,000
Gulden bekam der Fürst zu dieser Zeit durch Betreiben des
Grafen Harrach gesendet, eben genug für ein Dejeuner, wie
dieser sich ausdrückt, seine Armee brauchte aber monatlich mehr
denn 800,000 Gulden, ohne die Verstärkungen, die noch nach
dem März eintrafen. Es schien aber unmöglich, diese Summen
in Wien aufzutreiben, daher Wasner in London sich fortwährend
um die versprochene englische Geldhülfe bemühen mußte.