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sei zu gering; er wolle die Bildsäule in England in einer
Lotterie ausspielen und habe sie deshalb in Kupfer stechen lassen
(von Camerata). Nach weiteren Verhandlungen, welche der
König mit dem größten Eifer betrieb, einigte man sich über den
Preis von 5000 damaligen oder 5833 ‘/ 3 jetzigen preußischen
Thalern. Der König schrieb gleich nach dem Abschluß: ,Je l’at-
tends avec impatience et je me fais d’avance un plaisir
de voir un des plus beaux morceaux que nous ayons de
l’antique/ Dann verhandelte er über die beste Weise des Trans
ports und sandte einen Diener nach Wien, die Bildsäule zu be
gleiten; Fürst Liechtenstein ließ Maulesel von seinen Gütern
kommen, welche sie in einer Sänfte bis Ratibor trugen, von wo
sic zu Wasser nach Potsdam gelangte."
So die Berliner Darstellung. Es nimmt Wunder, daß
Fürst Wenzel, der ein so großer Kunstfreund und wahrer Kenner
war, diese unvergleichliche Reliquie antiker Kunst hinwcggcgebcn
haben sollte. Die Sache wird aber erklärlich, wenn man sich
in die Zeit hineinversetzt, in welcher cs geschah. Im Fahre 1747
war der Fürst noch nicht der Chef des Hauses, dessen Mittel
ihm also nicht zur Verfügung standen; sein eigenes Vermögen
war zu dieser Zeit aber keineswegs von Bedeutung. Er brauchte
aber viel, sehr viel im Dienste des Vaterlandes. Damals, nach
dem Feldzüge in Italien, war er wieder eifrigst mit der Ver
besserung und Hebung des österreichischen Artilleriewesens be
schäftigt, wofür er persönlich große Opfer brachte. Diesen patrio
tischen Bemühungen mag denn auch jene berühmte Statue zum
Opfer gefallen sein; der Kunstfreund mußte dem Patrioten
weichen. Wie aus obiger Darstellung hervorgeht, war die Sache
nicht mehr persönlich zwischen den beiden ehemaligen Freunden
verhandelt worden; die Freundschaft hat nichts dabei zu thun
gehabt; es war ein Geschäft wie ein anderes.
Was nun aber jenes obenerwähnte Porzcllanscrvicc betrifft,
so erfolgte dessen Schenkung, wie cs scheint, völlig spontan erst
im Jahre 1766, also fast zwanzig Jahre später, da Friedrich