Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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„Monseigneur! 
Ich habe schon das Vergnügen gehabt, Eurer Durchlaucht 
meine neue Commission zu melden. Seitdem habe ich eine 
Fahrt gemacht, nachdem ich die Erlaubniß erhalten, und ich habe 
von unserem erlauchten Freunde den zärtlichsten Abschied von 
der Welt genommen. Er hat mich versichert, daß weder die 
Abwesenheit noch die Zeit im Geringsten die Gefühle ändern 
würden, mit denen er mich beehrt. Ich habe ihn töte ü tsto 
sechs Tage hinter einander gesehen von 6 Uhr bis 10 und 11 Uhr 
des Abends; ich habe nur den letzten Abend mit ihm soupirt, 
aus Ursache gewisser Rücksichten, welche er, wie Sic wissen, 
nehmen muß, wenn alle Welt in der Stadt') ist. Ich kann 
mir schmeicheln, daß er mir sein Herz in langen Unterredungen 
geöffnet hat, und daß er mir sichere Zeichen seines Vertrauens 
hat geben wollen, was ich nur Ihnen also sagen kann, Mon 
seigneur, weil es nicht geschieht, um mich zu rühmen. Welche 
Gesinnungen habe ich nicht in ihm entdeckt, außer denen, die 
ich schon kannte! Was würde ich seine zukünftigen Unterthanen 
beklagen, wenn er niemals ihr Herr werden sollte! Wenn ein 
Vater seinen Sohn kennte, wie ich ihn kenne, er würde ihn an 
beten. Glauben Sie, Monseigneur, daß er das Geheimniß ge 
funden hat, sich glücklich zu machen allein durch sein Raisonne- 
ment. Ich stehe Ihnen gut, daß er es vollkommen sein würde, 
wenn er jährlich ein Dutzend tausend Thaler mehr auszugeben 
hätte, denn es ist leicht zu berechnen, daß er nicht genug hat, 
um nur der Nothwendigkeit zu genügen, und er schafft seinen 
Haushofmeister ab, weil er ihn zu Ausgaben veranlaßt, die er 
nicht mehr bezahlen kann. Wir täuschten uns, wenn wir glaubten, 
daß er Hülfe von seinem Schwager erhielte. Ich habe ihn darnach 
gefragt, und er hat mir gesagt, daß er es wohl gewollt hätte, 
-) Berlin.
	        

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