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in Berlin. Philosoph, wie er war, Jünger des großen Wolf,
ein geistreicher nnd liebenswürdiger Gesellschafter, ein hingebendes
Herz, so knüpfte er die Verbindung mit dem jugendlichen gleich-
gesinnten Kronprinzen an, die zu einer bis an seinen Tod an
dauernden innigen Freundschaft erwuchs. Im Jahre 1730 hatte
Suhm seine Stellung in Berlin aufzugeben, doch lebte er auch
dann meist in Berlin, allerdings mehr im geheimen als offenen
Verkehr mit dem Kronprinzen, da derselbe vom Könige höchst
ungern gesehen wurde. Als der Fürst Liechtenstein die Ge
sandtschaft übernahm, wurde er bereits auf Suhm aufmerksam
gemacht, als auf denjenigen, der vorzugsweise das Vertrauen des
Kronprinzen habe und wahrscheinlich nach seiner Thronbesteigung
die größte Rolle spielen werde. Dein Fürsten gelang cs auch,
das Vertrauen Suhm's zu gewinnen, und wahrscheinlich war er
es, der ihn an das österreichische Interesse zu knüpfen wußte,
indem er ihm eine Pension von 1500 Thalern verschaffte. Es
geschah mit vollem Wissen des Kronprinzen. Im Anfang des
Jahres 1737 trat Suhm wieder in den activen diplomatischen
Dienst, indem er als kursächsischer Gesandter nach Petersburg
ging. Hier blieb er in ununterbrochener Correspondenz mit dem
Kronprinzen. Die Thronbesteigung desselben veranlaßte ihn, seinen
Abschied zu nehmen. Friedrich rief den Freund mit den glän
zendsten Aussichten an seine Seite, aber das Schicksal wollte es
anders. Suhm erkrankte aus der Reise und starb in Warschau,
nachdem er in einem der rührendsten Briese, dem letzten der
Correspondenz'), seinen Hoffnungen Lebewohl gesagt, von seinem
Freunde Abschied genommen und ihm seine Familie an das Herz
gelegt hatte.
Kurz vor jener Zeit, bevor Suhm nach Petersburg ging,
also eben in jener Lücke der Correspondenz, war es, daß Suhm
mit dem Fürsten in Briefwechsel stand, theils in eigenem Jntcr-
i) Correspondance familiäre et amicale de Frädäric second, Roi
de Prusse, avec U. F. de Suhm. Berlin 1787, 2 vols.