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Hochachtung, mein theuerster Fürst, Ihr treuest zugethaner Freund
und Vetter Fricdrich."
Nach längerer Unterbrechung erscheint der nächste Bries
vom 18. Februar 1737, geschrieben in Reinsberg, des Kron
prinzen wohlbekanntem Tusculum. Er lautet:
„Mein theuerster Fürst!
Ich habe mit vielem Vergnügen den Brief erhalten, den
Sie mir geschrieben haben. Ich habe niemals an Ihrer Freund
schaft für mich gezweifelt, und wie konnte ich? Sie haben mir
so viel Zeichen davon gegeben. Ich versichere Sie, mein theurer
Fürst, daß ich es anerkenne, wie ich muß, und daß ich mir ein
wahres Vergnügen daraus machen werde, Ihnen meine Dank
barkeit beweisen zu können. — Der arme Suhm ist so zu sagen
nach Rußland verbannt; ich fürchte sehr, daß die Luft dieses
Hofes ihm nicht gut thun wird. Es sind vierhundert Meilen
von Wien nach Petersburg, was übrigens auch eine Correspon
den; nicht erleichtert. — Ich hätte wie Sic gewünscht, daß die
Herzogin von Lothringen') eines Sohnes entbunden wäre,
denn wenn sic keine männliche Nachkommenschaft hat, so wird
das früher oder später blutige und mörderische Kriege ver
ursachen. — Die Liebe zum Menschengeschlecht muß uns das
Gegentheil wünschen lassen. Ich rede bei dieser Gelegenheit
nicht als ruhmbegieriger Mann und als Krieger, sondern als
Mensch, der sich lebhaft um das Glück seines Gleichen bekümmert,
in welchem Lande und von welchem Stamme sie auch seien.
Wir leben hier ruhig, ohne uns in die Dinge zu mischen. Einig
keit, Geist und Freundschaft bilden unser Glück und lassen einen
tiefen Frieden in unserer Zurückgezogenheit herrschen. Ich er
warte alles vom Himmel, was er aus mir, meiner Gattin und
') Maria Theresia.