Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

*) Frauendicnst 318, 26. 
91 — 
Das Turnier ging mit zwei getheilten Haufen wie eine 
Schlacht vor sich, ähnlich wie bei dem letzten, oben erzählten 
Turnier zu Friesach. Auf der einen Seite standen an der 
Spitze die beiden berühmten Kuenringer, Hadmar und Heinrich, 
auf der anderen Ulrich und feine Ritter. Ulrich durchsprengte 
ein paarmal die Schaaren der Kuenringer und dann wurde der 
Kampf allgemein, in welchem sich neben ihm noch sein Bruder 
Dietmar und sein Schwager Heinrich von Wasserberg, Wolsker 
von Gors und andere hervorthaten. Auch manche Gefangene 
wurden gemacht, die aber am Abend nach Beendigung des 
Turniers um Ulrichs willen ohne Lösegeld freigegeben wurden. 
Am nächsten Morgen zog alles heimwärts in hohem Muthe, 
nur allein Ulrich senkte das Haupt trauriglich. Die letzte Bot 
schaft hatte ihm die ganze Freude des Unternehmens vergällt. 
Während Ulrichs Bote mit einem Liede von seiner immer 
währenden Treue zu seiner Herrin ritt, ihre eigentliche Ge 
sinnung zu erkunden, begab sich Ulrich in eine Stadt — der 
Name ist nicht genannt —, wo er sein Ehgemahl traf. Er 
versichert uns wiederum, wie lieb sie ihm sei, „die mir nicht 
lieber sein könnte, wenn ich auch zur Frau ein anderes Weib 
hätte'"). Nachdem er zehn Tage bei ihr gewesen, ritt er 
nach dem Liechtenstein, wo er den Boten erwartete. Dieser 
hatte einen Umweg machen müssen, da er Ulrich an demselben 
Orte, wo er ihn verlassen, aufgesucht hatte. Die Herrin, er 
zählte er ihm, wisse alles, was vorgegangen, wie er die Nach 
richt von ihrer Antwort erhalten habe; sie glaube an seine 
Treue und ihr gefielen auch seine Lieder; sie wolle ihm darum 
eine Unterredung gewähren, aber nur um ihn seines Dienstes 
zu entheben; er müsse aber am nächsten Sonntag früh ver 
kleidet unter den Aussätzigen erscheinen. 
Das war eine schwere Aufgabe, denn der Bote hatte sich 
verspätet, es war schon Freitag Abend und die Herrin wohnte
	        

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