Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

90 
*) Frauendienst 300 ff. 
waren Roß und Waffen des Domvogts; die Pferdedecke war 
von rothem Zcndel und mit Ulrichs Wappen bestreut, und so 
auch die der anderen Herren, welche sich bereit erklärt hatten, 
Ulrichs Schild bei dieser Gelegenheit zu führen. Vor Neuburg 
ritten die Kuenringer dem Zuge der Wiener entgegen, dann 
nahm ein jeder seine Herberge im Ort, und des Nachts gab 
cs noch viel Leben und Lichterglanz, denn man besuchte sich 
gegenseitig mit Lichtern in der Stadt, schloß Freundschaften 
und war lustig und guter Dinge. 
Nur bei Ulrich sollte Herzeleid der Freude folgen. Als 
man am Morgen die Messe gehört, wurden die zweihundert- 
fünfzig Ritter, die anwesend waren, getheilt und von den 
Herolden zu den Waffen ins Feld gerufen. Während Ulrich 
aber sich rüstete, kam zu ihm sein Bote mit gesenktem Haupt, 
mit Seufzern und Klagen. Seine Herrin, sagte er, entbiete 
ihm ihren Haß, weil er ihr untreu geworden und einer andern 
Frau diene, und verlange ihren Ring von ihr zurück. Dar 
über wurde Ulrich vom Jammer ergriffen, daß er weinte, wie 
ein Kind, und selbst der Domvogt, der hereintrat und den 
Diener hinausschickte, weinte mit. Da kam Ulrichs Schwager, 
Heinrich von Wasserberg, und wunderte sich nicht wenig, als 
er die beiden tapfern Ritter so weinen und klagen sah. Ulrich 
wollte ihm die Ursache nicht entdecken, Heinrich aber errieth sie 
oder wußte sie schon und sagte sie seinem Schwager. Darüber 
brach diesem plötzlich in der Kraft des Schmerzes das Blut 
aus Mund und Nase. Ergriffen von dieser Stärke der Liebe, 
fiel Heinrich aus die Knie und dankte Gott, daß er ihm solche 
Liebe und Treue habe erleben lassen, Ulrich aber tröstete er, 
indem er sagte, die Herrin wolle ihn nur versuchen und seine 
Treue auf die Probe stellen; er möge darum wohlgemuth sein 
und ausharren. Ulrich ließ sich allgemach besänftigen und sich 
noch willenlos die Waffen zum Turniere anlegen *).
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.