95
Lin Glück war es, daß die Stina jetzt ihre Ge
danken auf etwas anderes richten mußte. Der Aeffel
auf dem Herdfeuer kochte diesmal nicht im Traume,
sondern in Wirklichkeit über. Sic riß ihn vom Feuer,
stellte ihn auf die Steinfliesen des Bodens und rührte
kräftig mit dem Holzlöffel die erregte Waffe um. Da
bei lachte sie übermütig laut, am meisten über das ver
dutzte Gesicht der Base.
Die kam von ihrer Ofenbank und stellte sich breit
spurig neben das Mädchen.
„Ist es auch wirklich wahr, Stina?"
„So wahr, als wie ich hier vor Luch steh', Base;
fragt doch den Bater, der hat mit Jakob Stöß schon
die Sache abgemacht. Als ob das nötig gewesen wäre!
Ich will den Aloys, ich, die Stina Rüdi; der Bursche
gefällt mir, und ich möcht' wissen, ob ihm nicht auch
die Stina Rüdi gefallen sollte?"
Sie reckte sich zu ihrer vollen Höhe auf und wiegte
sich in den Lüften; keck blitzten ihre Augen; die sagten
deutlich, eine wie große Meinung die Stina von sich
selber hatte.
Nachher ging sie in den Stall, um den zwei Schweinen
das inzwischen abgekühlte Futter zu bringen.
Dabei sang sie wieder übermütig:
— „Mit den Haaren so lockig, den Blicken so hell.
Und sind seine Augen so feurig wie Gold,
Den lieb' ich, den küß' ich, dem bin ich nur hold."