Volltext: Die Hexe vom Triesnerberg

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Korn, von Butter, Käse und Wuchs zu entrichten 
hatten. 
Aber schlimmer als diese leibliche Not war doch 
die andere, die geistige. Das Volk war dem Herenwahn 
verfallen, krasser Aberglaube hielt sein sonst so klares 
Denken umfangen. Darunter seufzte der Pfarrer am 
allermeisten. 
Als das Gretli vor ihm stand und er es mit durch 
dringenden Augen scharf ansah, da erkannte er es. Da 
wußte er, daß es das Kind der Lucia war, die er ver 
geblich vor dem Feuertods zu retten versucht hatte. 
Lr hatte nicht an ihre schuld geglaubt, er nicht; wie 
er ja überhaupt nicht an peren zu glauben vermochte. 
Aber seine Macht war gescheitert an der Meinung 
der erregten Volksmenge, er hatte sich ihr beugen müssen. 
Das arme Weib hatte ihm furchtbar leid getan. 
Und Mitleid, großes, erbarmendes Mitleid fühlte 
er auch in feinem Kerzen für ihr Kind. 
AIs Gretli nachher aus dem Beichtstühle trat, da 
trug sie den Kopf wieder hoch; sie fühlte sich so glück 
lich und frei, mochte nun kommen, was da wollte, sie 
war gewappnet. Alle Last und ^orge, die ihr perz 
bedrückte, hatte sie abgewälzt. Pfarrer Math^s ver 
stand in ihrer Seele zu lesen und las mehr daraus als 
nur das, was der kleine Mund ihm von all den Nöten 
anvertraute. Daher fand er auch die rechten Lrostes- 
worte für sie, und das gerade tat dem Mädchen so wohl.
	        

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