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verwundert den Aopf darüber; denn wer hätte wohl
jemals am Triesnerberg daran gedacht, von der Alpe
Blumen heimzuschleppen und die Stube damit zu
schmücken? höchstens brachte man dem Bildstock oben
am IVege, der nach Bargella führte, oder jenem, der
am A)eg nach Sücca stand, einen Strauß. Aber auch
den Bildstock schmückte Gretli getreulich.
Im langsamen Aufstieg verflogen die stunden. Der
bjinlmel war ein wenig klarer geworden; die ZVolken-
massen hatten sich geteilt, ein freier Ausblick auf die
Schweizer Berge wurde möglich. Der Alvier grüßte
herüber, weiter rechts der Altmann; selbst der gewaltige
Aopf des Säntis tauchte für einen Augenblick aus dem
Nebelmeer hervor. Auf den Höhen lag Neuschnee; nur
noch kurze Zeit, und der Schnee würde alles bis hin
unter in die Täler des Rheines einhüllen. Grau, düster
hingen die Felsen der Drei Schwestern über, als wenn
sie die grünen Blatten zu ihren Füßen fortwährend
bedrohen wollten. Gretli starrte gern zu dieser Felsen
wildnis empor; im Sommer hatte sie mit dem Alo^s
die hochragenden Spitzen erklettert und von dort Aus
blick gehalten. Das herrliche, was sie da geschaut hatte,
das vergißt sie in ihrem ganzen Leben nicht; sie hatte
ja nie geahnt, daß die N)elt so weit, so schön sein könne.
Ls war an einem herrlich klaren Tage, als sie mit
ihrem treuen Führer Aloys den mühsamen Aufstieg
über Schutt und Geröll unternommen hatte. Als die