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mal an dem alten Gemälde haften, das eine Haupt-
zierde des Airchleins war und auch bis auf den heutigen
Tag noch wohlerhalten ist. Ts stellt den hl. Theodul,
den ersten Bischof von Mallis, mit dem eine Glocke
tragenden Teufel dar. Nach alter Sage soll der Bischof,
der von dem s)apst eine Glocke erhalten hatte, aber
nicht wußte, wie er sie aus Italien über die Alpen
nach dem Mallis befördern sollte, den Teufel gezwungen
haben, sie auf den Schultern nach ihrem Bestimmungs
ort zu schaffen.
„St. Ioder, bitt' für uns! St. Ioder, bewahre uns
vor dem Bösen!"
Aus dem geheimnisvollen Halbdunkel der Airche
trat Gretli nun wieder heraus auf die Blatte und
schritt nun rüstig bergan. Aein Mensch war zu erblicken
weit und breit. Schmal war der Fußpfad, der höher
und höher auf die Alpe führte; die tauschweren Gras-
halme netzten die Schuhe des Mädchens. Der heisere
Schrei der Raben durchdrang die tiuft; scheue Schnee
hühner erhoben sich flatternd, ausgeschreckt durch die hal
lenden Fußtritte, und umkreisten das Haupt des Mäd
chens. Auch huschte flink und scheu etwas unter ihren
Füßen fort; war es ein Murmeltier, ein Iunghase
oder gar der Fucbs, der listige, schlaue? Gretli hatte das
leichtfüßige,l sich eiligst entfernende Tier nicht erkannt; sie
lachte einmal herzhaft zu ihrer eigenen Beruhigung auf,
als sie ein wenig Furcht beschleichen wollte.