259
energisches Eingreifen wahrscheinlich vor dem Tode be
wahrt hat. Denn den Tod hätte ich mir sicher geholt,
wenn ich in jener grausigen Sturmnacht in Regen und
Wind hätte auf der Alpe schutzlos liegen bleiben müssen.
Sagt, Aloys Stoß, hat denn eigentlich der Graf
Kaspar, mein Vater, das Urteil des Gerichtstags be
stätigt?"
„Ts wurde von den Gerichtsherren ein Schreiben
des Herrn Grafen verlesen, in dem der Herr Graf bittet,
daß mit aller Strenge gegen die Hexen verfahren werden
sollte, damit das schlimme Übel nicht noch mehr ein
greife. Das Urteil sinde feine Zustimmung, wie es auch
immer ausfallen würde, und es solle sofort vollstreckt
werden," sagte der Aloys mit bebenden Lippen und
sah den Grafen Franz Waria fest dabei an.
Dieser biß sich auf die Lippen.
„Aber das darf nicht sein, das soll nicht sein; das
unschuldige Ulädchen soll nicht dem schmachvollen Tode
auf dem Scheiterhaufen überliefert werden. Eilt zurück
nach Vaduz, Aloys Stoß, zu den Gerichtsherren, ich,
der Graf Franz Ularia, verlange unter allen Umständen
einen Aufschub. Wartet, ich werde selbst schreiben!"
Ulit stiegender Eile glitt die Feder über das Papier,
das zum Glück auf dem großen Eichentisch zu finden war.
„Eilt, Alo>'s Stöß, daß es nicht zu spät ist! Hier
in diesem Briefe steht es geschrieben, daß ich einen Auf
schub verlange; ich selbst werde noch morgen, spätestens